Wolfgang Moog- Flexibilisierung von Zahlbegriffen und Zählhandlungen
Gesamttestleistung
Mediane
Kontrolltest
Zählfertigkeiten
Mediane
Kontrolltest
Abb. 2: Fehlerverlaufskurven dargestellt als Mediane der Residualwerte bei Trainingsgruppe(——) und Kontrollgruppe(..=..) zu 5 verschiedenen Meßzeitpunkten.
7(K 3) signifikant niedrigere Fehlerwerte. Die Fehlerminderung vom Prätest (K 1) zum Posttest(K 4) verfehlt im UTest nur ganz knapp die 5%-Signifikanzgrenze. Vier Wochen nach Trainingsabschluß(K 5) steigt die Fehlerkurve der Trainingskinder wieder an, der Leistungsvorsprung der Trainingsgruppe vor der Kontrollgruppe hätte hier bereits eine Zufallwahrscheinlichkeit zwischen 5 und 10%. Hypothese 2 konnte damit für die Trainingsgesamtleistung nicht bestätigt werden.
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Für einzelne Teilleistungsbereiche wurden die in den Hypothesen 2 und 3 vorhergesagten Leistungsverbesserungen bestätigt.
Eine Prüfung der trainingsbedingten Leistungsverbesserungen ergibt für die Zählfertigkeiten ab Stufe 7(K 3: U= 23; K4: U=27; K5: U=23; N jeweils= 20) einen signifikanten Leistungsvorsprung der Trainingsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe, der auch vier Wochen nach Trainingsabschluß erhalten bleibt.
Alle Leistungsverbesserungen im Teilleistungsbereich Mengen- und Zahlrelationen bleiben insignifikant. Hier zeigt die vom Prätest zum Posttest 2 abfallende Fehlerkurve bei den trainierten Kindern zwar auch einen übungsspezifischen Vorteil gegenüber den untrainierten Kindern, der aber noch nicht statistisch gesichert werden kann. Dieser schwache Trainingseffekt ist wohl vor allem auf die zu geringe Itemzahl bereichsspezifischer Kontrollaufgaben im MKT zurückzuführen. Die Test-Retestzuverlässigkeit des MKT liegt bei p= 0.57(Spearman’sche Rangkorrelation; die Zeit zwischen 1. und 2. Messung beträgt im Mittel 30 Tage).
Eine trainingsbedingte(hoch signifikante) Überlegenheit der Experimentalgruppe im numerischen Rechnen zeigt sich erst im Posttest 2(U= 8; N1= 9,N2= 7; 4 missing datas).
Zwei der zehn Trainingskinder(Proband 3 und 5) zeigen nur geringe Lernzuwächse. Sie waren mit fortschreitenden Übungen kaum noch zum Mitmachen bereit. Bei den übrigen acht Kindern ergeben sich eine Reihe beachtenswerter quantitativer und qualitativer Leistungsverbesserungen. Sie erreichen im Trainingsverlauf eine weitgehende Automatisierung ihrer Zählfertigkeiten. Im einzelnen zeigt sich dies in einem Rückgang der Zählfehler beim Rückwärtszählen, beim Weiterzählen rückwärts und beim Ausfüllen von Zahlenlücken bei mündlicher Vorgabe auf ein fast fehlerfreies Niveau, während die Kontrollkinder im Mittel bis zum zweiten Posttest auf einem etwa gleichbleibenden Fehlerniveau von etwa 20% stehenbleiben. Die Befunde können als Hinweis auf eine Trainingswirkung im Sinne präziserer Vorstellungen vom Zahlenaufbau gelten. Dieser Lerngewinn bleibt bis mindestens vier Wochen nach Trainingsabschluß stabil.
Ein wesentliches Lernziel des ZBT ist die Ablösung vom konkret-abzählenden Rechnen zugunsten interner Rechenoperationen. Anschauungsabhängigkeit wurde angenommen, wenn mehr als 20% der numerischen Additionsaufgaben mit Material bzw. mit den Fingem gerechnet wurden oder wenn die
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 3, 1995