Friedrich Masendorf- Wissenserwerb Lernbehinderter im Sachunterricht als Funktion der Zeit
these fehlenden Zeitaufwandes zum The
Durchführung des Versuchs Stichprobe, Prä- und Posttests
Die Stichprobe bestand aus N=30 14-16jährigen Jungen der Sonderschule Cornetzhof in Düren/Rölsdorf‘. Präexperimentell erhoben wurde bei den 30 Schülern ein eigens konstruierter Test zum Unterrichtsthema„Luftfahrt“ von Gieselmann(1992). Dieser Test bestand aus 15 Fragen zu den Bereichen„Geschichte der Luftfahrt“,„Luftfahrttechnik“ und„Aerodynamik“(Strömungslehre). Das intellektuelle Ausgangsniveau war durch den HAWIK-IQ(laut Schulakte) vorgegeben. Postexperimentell wurde der erreichte Wissensstand wiederum mittels des 0.g. informellen Tests überprüft, der, um Deckeneffekte zu vermeiden, um einige Zusatzfragen auf insgesamt 22 Items erweitert wurde. IQ-, Prä- und Posttestergebnisse sowie die IQ- und prätest-bereinigten Posttestwerte(Residuen) sind für drei Schülergruppen(1 Vergleichs- und 2 Treatmentgruppen) in Tabelle 1 ausgewiesen. Die drei Gruppen sind nicht randomisiert, sondern(nach Schulklassen) stratifiziert, was einem quasi-experimentellen Design entspricht. Den informellen Posttest findet der Leser am Ende des Beitrags.
Lehrzielbereiche
Die Lehrzielbereiche, die sich unterteilen in„Geschichte der Luftfahrt“,„Flugzeug- und Motorenkunde‘“ und„Aerodynamik“, werden an dieser Stelle für die Gesamtplanung im Überblick wiedergegeben. Für jeden o.a. Teillehrzielbereich waren jeweils 6 Unterrichtsstunden veranschlagt, die inhaltlich und unterrichtlich wie folgt ausgefüllt wurden:
1 Für die engagierte und langwierige Durchführung dankt der Autor Herm Sonderschullehrer Hans Hermann Gieselmann/Düren.
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. Geschichte der Luftfahrt(vom Ikakrus
zum Jet)
Historiche Entwicklung der Luftfahrt(Die Mythologie der Griechen und Münchhausens Abenteuer)
Das Drachenprinzip(Die Tragödie des Schneiders von Ulm und das Universalgenie Leonardo da Vinci)
Der Heißluft- und der Wasserstoffballon (Die Entdeckung der Gebrüder Montgolfiere und die Überlegungen des Prof. Charles)
Luftschiffe(Der Vater der Luftschiffe, Graf Zeppelin)
Die Gleit- und Segelflugzeuge(Der deutsche Luftpionier Otto von Lilienthal) Die Motorflugzeuge(Die Flüge des Samuel Langley, der Gebr. Wrigth und die sportliche Leistung des Charles Lindbergh)
Die Jets(Strahlflugzeuge: Die Düsenflugzeuge und ihre Entwicklung)
. Flugzeug- und Motorenkunde
Das Flugzeug(Konstruktion und Entwicklung)
Die Einteilung der Flugzeuge(leichter und schwerer als Luft)
Der Aufbau eines Flugzeugs(Der Rumpf, das Tragwerk, das Leitwerk, das Steuerwerk, das Fahrwerk)
Die Triebwerksanlage(Die Physik der Verbrennungsmotore— Ottomotor)
Das Kolbentriebwerk(Der Viertakt-OttoMotor und Dieselmotor)
Die Strahltriebwerke(Funktion der Düsentriebwerke, Prinzip des Rückstoßes und die Entwicklung der Strahltriebwerke) Die Luftschraube(Aufgabe und Wirkungsweise)
. Aerodynamik(Warum fliegt ein Flug
zeug?)
Die Eigenarten der Luft(Aus der Strömungsphysik)
Die Luft in Ruhe und in Bewegung
Der Windkanal(Das Verhalten von Flugzeugteilen im Luftstrom)
Die Flächenprofile(Unterschallprofile/ Überschallprofile)
Der Luftwiderstand und die Auswirkungen(Der induzierte Widerstand)
Die Kräfte am Flugzeug
Die Bernoullische Gleichung(Bernoullische Paradoxon als Schülerversuch; dargestellt an den Beispielen„Trichter und Tennisball“ und„Garnröllchen und Pappscheibe“)
Die Thermik(Aufwinde und Abwinde, Luftlöcher)
Zur Vermittlung der Teilthemen A bis C wurden umfangreiche Film- und Veranschaulichungsmaterialien und spezielle Fachliteratur verwendet.
D. Der Bau von Flugmodellen
Die praktische Arbeit am Modell mit dem zusätzlichen Zeitaufwand von 15-20 Schulstunden wurde in Gruppe III mit 10 Schnellbausätzen des„Kleinen Uhus“ der Firma Graupner(Kirchheim/Teck) bewerkstelligt. Der„Kleine Uhu“ mit einer Spannweite von 1100 mm wird von der Herstellungsfirma als ideales Einsteigermodell für Jugendliche ab 9 Jahren angeboten, dies wegen des einfachen und robusten Aufbaus. Die Anleitungspläne— bestehend aus Bauanleitung, Anmerkungen zu Verklebungen und zur Lackierung sowie zur Montage, zum Einfliegen und zum Hochstart— waren für alle sichtbar an den Wänden des Werkraumes befestigt. Nach dem gemeinsamen Lesen der technischen Zeichnungen und dem Studium der Stücklisten erfolgten die gemeinsamen Montagearbeiten. Nach dem Einfliegen und dem Hochstart der Modelle wurde im Rahmen des Sommerfestes der Schule ein Flugtag mit Wettbewerb und Preisen veranstaltet.
Versuchsaufbau und zeitlicher Rahmen
Wie schon vorweggenommen, lag der Untersuchung ein nicht randomisierter (quasi-experimenteller) Plan mit drei
Gruppen von je 10 Schülern zugrunde,
wobei
— Vergleichsgruppe I nicht am Unterricht zum Lehrzielbereich„Luftfahrt“, sondern am regulären Unterricht teilnahm; diese Gruppe dient als Kontrollgruppe, um Retestgewinne bezogen auf den curricularen Test„Luftfahrt“ zu kontrollieren.
— Vergleichsgruppe II erhielt(frontal) informierenden Unterricht zum Thema„Luftfahrt“. Der Zeitaufwand belief sich auf 18 Schulstunden, die sich von Ende Januar bis zu den Osterferien 1993 erstreckten, wobei der Unterricht montags oder freitags in der 5. und 6. Stunde des Vormittags durchgeführt wurde.
— Versuchsgruppe III(informierender Unterricht plus Praxis bei verdoppeltem Zeitaufwand) wurde zunächst wie Gruppe II unterrichtet. Mit Beginn der
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 3, 1995