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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Friedrich Masendorf- WissenserwerbLernbehinderterim Sachunterricht als Funktion der Zeit

Tab. 1: Ergebnisse zum LehrzielbereichLuftfahrt bei N= 30 14- bis 16jährigen lernbehinderten Jungen; IQ- sowie Prä- und Postwerte des informellen TestsLuftfahrt; Res(z) sind die IQ- und präbereinigten Postmaße(Residuals); T1Qmpost= 0.62; Tprä/post= 0.47

Gr. I(regulärer Unterricht;

Gr. IIeinfacher Zeitaufwand

Gr. IIdoppelter Zeitaufwand

kein Zeitaufwand für das(18 Std.)(35-38 Std.) LehrzielLuftfahrt) N=10 N=10 N=10 Vp.Nr. IQ Prä Post Res(z) Vp.Nr. IQ Prä Post Res(z) Vp.Nr. IQ Prä Post Res(z) Y) 7 7 7-1.06 2) 83 8 11-0.43 21) 90 8 11-0.89 2) 83 8 9-1.09 12) 80 6 12+0.34 22) 93 8 16+0.81 3) 68 4 4-1.35 13) 79 8 11-0.16 23) 87 12 14+0.07 4) 87 8 1-0.69 14) 83 7 13+0.43 24) 105 1 1+0.12 5) 73 7 9-0.44 15) 63 4 8+0.12 25) 67 3 11+1.10 6) 57 8 7-0.24 16) 83 10 3+0.14 26) 80 6 12+0.34 7) 1 8 6-1.54 17) 74 9 13+0.83 27) FE 5 15+2.03 8) 68 3 7-0.49 18) 81 4 11+0.08 28) 76 5 15+1.84 9) 84 4 6-2.02 19) 82 10 11-0.55 29) 83 10 16+1.28 10) N 6 9 0.21 20) 70 3 10+0.52 30) 80 9 15+1.20 X 73.30 6.30 27.60-0.992 X 77.80 6.90 11.30+0.132 X 83.40 7.70 14.20+0.791 s 9.30 1.95 1.84-0.606 s 6.70 2.60 1.60+0.426 s 10.90 2.91 2.15+0.890

Osterferien 1993 endete für Gruppe II der(theoretische) Unterricht zum The­maLuftfahrt. Bei Filmvorführun­gen wurden die beiden Gruppen II und III zusammengefaßt, ansonsten getrennt vom selben Lehrer unterrich­tet. Nach den Osterferien bis zu Beginn der Sommerferien im Juli wurde in Gr. II die Arbeit mit dem Bauen von Modell­flugzeugen 3- bis 4stündig pro Woche im Werkraum der Schule fortgesetzt und beendet. Bis zum Fertigstellen und Er­proben der Modelle wurde ein zusätzli­cher Zeitaufwand von 20 Schulstunden benötigt und bereitgestellt. Am letzten Schultag stand, wie bereits erwähnt, ein Besuch des Fliegerhorstes Nörvenich an. Gegenüber Gr. II(18 Std.) wurden für Gr. III insgesamt 38 Schulstunden auf­gewendet. Dies entspricht in etwa einer doppelten Lernzeit. Der curriculare Ab­schlußtest(Retest) wurde für die Grup­penI und II zu Beginn der Osterferien 1993 und für Gruppe II zu Beginn der Sommerferien 1991 durchgeführt, also nach Beendigung der doppelten Zeit­variante, die durch die praktische Ar­beit am Modell gekennzeichnet war.

Auswertung der Daten und Ergebnisse

Bestimmung der Lernzuwachsmaße und linearer Trendtest

Da die Treatmentwirkungen mit den

Schichtungsunterschieden vermengt sind (bei den Gruppen handelt es sich um drei Schulklassen), mußten zunächst die Unterschiede in den individuellen Aus­gangswerten herausgerechnet werden. Dazu wurden die drei Gruppen zu einer Gesamtgruppe gepoolt. Mit dieser Ge­samtgruppe(N= 30) wurde eine zwei­fache lineare Regression mit dem Prä­diktoren IQ- und Präwert durchgeführt und daraus die Residuen bestimmt. Die­se stellen die Differenzen dar zwischen den Post- und den geschätzten Postwer­ten aufgrund der erhaltenen multiplen Regressionsgleichung Post= 0.247*Prä­wert+ 0.173+IQ- 4.224. Die so definier­te einzige Residualvariable hängt nicht mehr von IQ und vom Präwert ab. Tabel­le 1 enthält neben den z-standardisierten Residualmaßnahmen und deren Grup­penmittelwerten sämtliche IQ-, sowie Prä- und Posttestwerte.

Unsere Untersuchungshypothese, der­zufolge die Behaltensleistungen in Gr. I

Tab. 2: Varianzanalytischer Trendtest mit dem Prä- und IQ-bereinigten Postmaßen(Residuen) als abhängige Variable

Sourceof Sumof DF Mean F Sigm­

Variation Squares Square ficance ofF

Between 14,941 2 7,47 16,693 0,001

Groups

Linearity 14,678 1 14,678 32,798 0,001

Dev. from 0,263 1 0,263 0,588 0,4

Lincari

Within 12,083 27 0,447

Groups

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 3, 1995

und Gr. II gegenüber Gr.I im Sinne der Folge Xg,.1< Xar.n< Xor. m anstei­gen, läßt sich nun mittels des varianz­analytischen Tests auf einen linearen Trend überprüfen(Bortz 1993, 254), wo­bei die Residuen Res(z) die Meßwerte der abhängigen Variablen darstellen. Der kritische F-Wert von 32.798 in Ta­belle 2 weist aus, daß die lineare Kom­ponente hoch signifikant ist. Demzufol­ge hat Gr. II den höchsten und Gr. I den zweithöchsten Wissenszuwachs, wobei dieser zwischen den Gruppen linear ansteigt. In Gr. III, von der Vari­ante derdoppelten Lernzeit, haben die lernbehinderten Schüler also am mei­sten profitiert.

Hypothesengeleitete Lerntypen-Inferenz

Die Anschlußfrage, ob die doppelte Zeit für den größten Teil der Schüler in Gruppe II von Vorteil ist, läßt sich durch Typentests(Krauth 1993) beantworten. Eine hier indizierte Mehrstichproben­KFA(vgl. Lienert 1988; von Eye 1990; Masendorf 1994) gestattet es, jede Zeit­variante mit jeder anderen diskrimina­tionskonfigural zu vergleichen und die Effekte der Zeitvarianten für diagnostisch bedeutsame Untergruppen lernbehinder­ter Probanden auszumachen.

Nach dem Veränderungsmerkmal Res(z) sollen die drei unabhängigen Gruppen getrennt werden. Die Residuen werden als positive bzw. negative Wissenszu­

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