Buchbesprechungen
terstützung und Supervision sind neben Partnerschaft und Familie Faktoren ersten Ranges bei der sich neu darstellenden Betroffenheit und Bedürftigkeit heutiger Begegnungsformen in Helferberufen.
So liegt in diesem Teil des Buches auch reiches Material aus der Praxis und für die Praxis vor. Ich betrachte ihn darum in seinen ausführlich thematisierten Maßnahmen und — ein weiterer Verdienst der 3. Auflage— in der hohen Transparenz, Einseh- und Verstehbarkeit auch aufgrund der Einarbeitung vermehrter interessanter Beispiele für Nichtinsider, als das Herzstück des Buches. Für alle Pragmatiker in der psychosozialen Arbeit, ob in ambulanten oder stationären Diensten, in Schuldiensten, im Hochschuldienst, in der Erwachsenenbildung, im Sozial- und Staatsdienst ist die von großem Nutzen. Alle Maßnahmen im Hauptabschnitt„Bewältigung“ bewirken, entgegen Mißbrauch und Deformation im Helferberuf, Erkennungskompetenz, Bewältigungs- und Vermeidungskompetenz.
Dabei vergleicht der Autor die notwendige berufsbezogene Selbstreflexion des Helfers in den Fragen seiner Alltagsgestaltung mit dem Ziel der Lockerung von strengen Selbstverpflichtungen, überhöhten Idealbildern und Zielvorstellungen, zur Relativierung der Selbstwertproblematik und narzißtischen Bedürfnissen, der inneren Wahrnehmungseinstellung und Erwartungshaltung, zur Eröffnung neuer Einsichten und Verhaltensmöglichkeiten, mit dem nötigen Renovieren einiger Bereiche seines inneren und äußeren Hauses.
Er schenkt besonders in diesen Kapiteln des oben genannten Hauptabschnitts dem Leser die unmittelbare Teilnahme an seiner Seminararbeit. Dabei gibt er konkrete Hilfen, wie z.B. die entstandenen Listen für die Vorgehensweise des Selbst-Versuchs zu den Themen Helfer-Abgrenzung gegen Klienten,— gegen den eigenen Partner, Hilfen zur Regeneration, Empfehlungen für burnout-belastete Lehrer(und andere Helfer), Fragebögen, u.a. Fengler stellt jedoch die Wichtigkeit persönlich seelischer Verarbeitung von Belastungen gleichwertig neben die kritische Einsicht in die überpersönlichen Belastungsanteile, die team-, organisations- und institutionsbedingt sind und zu einer vernünftigen Gestaltung des Berufsalltags aufrufen. Hierbei steht die Selbsterfahrung als eine unentbehrliche Bedingung für die Bewußtwerdung der Probleme in der Kommunikation und im Führungsverhalten.
Vor allem erfordern herkömmliche hierarchische Strukturen der Rollen- und Macht
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verteilung, wie sie z.T. in Institutionen wie Kliniken und Schule angetroffen werden, solche neuen Begegnungskompetenzen, die, fern einem schikanösen Verhalten von Vorgesetzten, auf einer guten Zusammenarbeit von Kolleginnen und Kollegen bei wechselseitiger Anerkennung und positivem Einfluß basieren.
Damit stellt sich auf institutioneller Ebene die konkrete Diskussion einer neuen Weichenstellung des Arbeiterlebens. Die Mitarbeiterbelastung erhält nämlich eine neue Perspektive: Nicht nur der einzelne Funktionsträger und Statusinhaber sollte sich Kraft seiner Macht mit Bildungsurlaub, Autonomiezugewinn, Therapieangeboten und anderen persönlichen Möglichkeiten zur Pflege der Arbeitszufriedenheit ausstatten, sondern die Institutionen sollten sich dem Aufforderungscharakter einer verbesserten Arbeitskultur zuwenden und mehr Angebote zur Mitbestimmung, Kompetenzerweiterung, Psychohygiene und Gesundheitsförderung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwirken. Darin liegt die ernsthafte Chance zur aufrichtigen Selbstprüfung jedes Helfers, der seine Arbeitsaufgabe im Lebenskontext des bedürftigen Gegenüber gewählt hat.
Eben deshalb ist dieses Buch in solch kurzer Zeit schon in der 3. Auflage erschienen, weil sich der Leser wegen der dichten Praxisnähe in etlichen beruflichen wie privaten Handlungsweisen widergespiegelt sieht und Trainings zu seiner Optimierung bekommt.
Das Buch gehört als Handbuch, Nachschlagewerk,(psycho)therapeutisches Fachbuch und gleichsam„literarischer Supervisor“ auf den Schreibtisch und in die Hand von Führungskräften und Leitern in Institutionen, ebenso in die Hand der breit gefächerten Berufsgruppe von Helferinnen und Helfern, die Maßstäbe berufsethischer Natur bei sozialer, pädagogischer und psychologischer Kompetenz verwirklichen wollen.
Das Buch erfuhr bundesweite Aufmerksamkeit, es ist beifallsicher.
Angelika-Christa Houben, Euskirchen
Sowa, Martin: Sport ist mehr. St. Inbert: Universitätsverlag Röhrich, 1994, 396 Seiten, DM 48,-.
Dem Autor dieses Buches— Martin Sowa— merkt man an, daß die Idee zu diesem Buch in der Praxis geboren wurde.
Die Auseinandersetzung in den Jahren der Übungsleitertätigkeit mit den möglichen Ur
sachen/Folgen der verschiedensten Behinderungen hat zu einer Arbeit geführt, die von Theoretikern und Praktikern gleichermaßen genutzt werden kann.
Sowa geht ein auf die Leistungsvoraussetzung im kognitiven, motorischen, sozialen und emotionalen Bereich und schafft so ein erweitertes Sportverständnis, indem nicht Tore, Punkte, Meisterschaft sondern das Verstehen und Verständnis für den Sportler in den Vordergrund gestellt werden.
Fehlverhalten von Trainern und Lehrern, die dieses Ziel kontrakarieren könnten, werden aufgegriffen und entsprechende— auch nonverbale— Verhaltensempfehlungen gegeben. Die Addition sämtlicher Maßnahmen gewährleistet nach Sowas Untersuchungen eine optimale Förderung der Selbständigkeit bei Behinderten. Die Anregungen dieses Buches — auf den Behindertensport ausgelegt— werden auch allgemein im Sportunterricht Anwendung finden.
Darüber hinaus fällt auf, daß hier eine wissenschaftliche Schrift nicht im„Fachchinesisch“ abgefaßt wurde und sich selbst für Laien flüssig lesen läßt.
Ernst-Jürgen Röllecke, Hohenlimburg
Hartogh, Theo: Spielen mit Klang und Rhythmus. Essen: Verlag Die Blaue Eule, 1995, 84 Seiten, DM 19,80.
Selbst für kleine Kinder ist das heute kein Problem mehr: ein Druck auf die richtige Taste und schon gibt es perfekte Musik— aus dem Radio, dem Kassettenrekorder, dem CD-Player, sogar aus entsprechenden Musikinstrumenten(zum Beispiel Keyboards). Ist da nicht das ursprüngliche Bedürfnis nach eigenem Ausdruck im musikalischen Spiel verloren gegangen?
Gerade Erzieher und Pädagogen, die nicht unmittelbar mit Musik zu tun haben, beschleicht nicht selten ein ungutes Gefühl, wenn sie im geeigneten Moment einfach auf den Knopf drücken, anstatt selbst kreativ tätig zu werden.
Der Autor Theo Hartogh beschreibt im ersten Teil seines dreigliedrigen Bandes die Notwendigkeit spielerischer Freiräume für Kinder. Mit Recht kritisiert Hartogh den in unserer Leistungsgesellschaft immer mehr im Vordergrund stehenden Maichcharakter von Spielen. Der für die Förderung von Phantasie und Kreativität viel wichtigere Playcharakter kommt auch im musikpädagogischen Feld leider oft zu kurz. Im leistungsbetonten
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 3, 1995