Karl Josef Klauer- Weitere Erprobung des„Denktrainings für Jugendliche“ in der Oberstufe der Schule für Lernbehinderte
Kovarianzanalyse zum SPM
Varianzquelle SS
Kovariate SPM 1 Haupteffekte
1454,68
68,05 174,52
Gruppe Trainer
Interaktion Gruppe x Trainer
Rest
37,30 417,08
rechnet sich hier ein allerdings schwächerer Wert von ES,yox= 0,32.
Das Ergebnis der Kovarianzanalyse läßt es geraten erscheinen, den Unterschieden in der Effektivität der Trainerpersonen genauer nachzugehen. Deshalb wurden die Residualgewinne der Probanden beim SPM ermittelt, die dann ex post mittels des multiplen t-Tests von Duncan zwischen den Trainingskräften verglichen wurden. Das Ergebnis ist in Tabelle 5 dargestellt.
Tabelle 5: Vergleich der Effektivität der drei Trainerpersonen gemäß t-Test von Duncan
Miuwlerer N Zuwachs Trainer 3 1 2 6 35 3 12-1,3 1 16 2,3 2**
In der ersten Spalte ist die Zahl der Kinder wiedergegeben, die von den einzelnen Trainerpersonen trainiert worden sind. Man beachte, daß hier wie in den sonstigen Werten von Tabelle 5 beide Versuchsgruppen zusammen vertreten sind. In der zweiten Spalte findet man die mittleren Residualgewinne der Kinder, die von der betreffenden Trainerperson gefördert worden sind. Hier ist zu beachten, daß sich die Residualgewinne über alle Probanden auf Null aufaddieren. Von daher ist klar, daß negative Werte auftreten müssen. Sie deuten auf unterdurchschnittliche Zuwächse hin. Tatsächlich sind die Residualgewinne im Mittel sehr unterschiedlich. Aus den folgenden Spalten geht hervor, daß Trainerperson 2 in ihren Ergebnissen auf
166
DF
MS F
1 1454,68 94,17
68,05 87,26
4,41 5,65
18,65 15,45
1,21
dem 5%-Niveau signifikant besser abschneidet als die beiden anderen Trainingskräfte. Sie hat als einzige im Durchschnitt positive Residualgewinne zu verzeichnen. Zum Glück, darf man sagen, hat diese Person auch die meisten Kinder trainiert, nämlich je acht nach jedem der beiden Programme. Wie wäre das Ergebnis wohl ausgefallen, wenn Trainerperson 3 die meisten Jugendlichen trainiert hätte? Auf der Ebene der Rohgewinne haben die Jugendlichen von Trainerperson 3 im Durchschnitt nur einen Zuwachs von 0,33 Punkten, die von Trainerperson 2 aber von über 6 Punkten. Es sieht so aus, als ob die Probanden von Trainerperson 3 überhaupt nicht kognitiv gefördert worden wären. Vielleicht wurden sie sogar beeinträchtigt, denn der bloße Testwiederholungseffekt sollte schon größer sein als 0,33 Punkte.
Transfer auf das Lernen in der Physikstunde
Nachdem alle Jugendlichen trainiert worden waren, war auch hier die oben skizzierte Physikstunde zum Trägheitsgesetz durchgeführt worden, um im Anschluß daran den lehrzielorientierten Test zu geben. Wie erinnerlich, wurden die Physikstunde und der Test mit den ungeteilten Klassen durchgeführt, in denen also beide Trainingsgruppen nahezu gleich häufig vertreten waren. Abbildung 5 zeigt anschaulich, daß die jungen Leute, die das Denktraining erhielten, deutlich mehr gelernt haben als die, die am Gedächtnistraining teilnahmen.
Tabelle 6: Ergebnisse beim lehrzielorientierten Test Gruppe M SD N
Gedächtnistraining 4,44 2,48 18 Denktraining 7,38 1,67 16
Die Kovarianzanalyse mit dem lehrzielorientierten Test als abhängige Variable, dem SPM als Kovariate und der Trainingsgruppe sowie der Trainerperson als unabhängige Variable zeigte für das Training einen signifikanten Effekt (F(1;27)= 23,58, p< 0,01). nicht aber für die Trainerperson(p= 0,76). Der Effekt des Trainings ist sogar überraschend groß, wie die Effektstärke ES= 1,37 ausweist. Teilnehmer am Denktraining übertrafen Teilnehmer am Gedächtnistraining um mehr als eine Standardabweichung beim lehrzielorientierten Test unmittelbar nach der Physikstunde.
Diskussion
Im folgenden sollen die Ergebnisse beider Experimente zusammen diskutiert werden, wobei die eingangs formulierten vier Fragestellungen wieder aufgegriffen werden.
1. Fördert das„Denktraining für Jugendliche“ induktives Denken?
Abhängige Variablen, mit denen bislang die Wirksamkeit eines Trainings zum induktiven Denken untersucht worden war, waren bislang in aller Regel Testverfahren wie etwa die Culture Fair Tests (CFT) von Cattell und Mitarbeitern, die Matrizentests CPM, SPM und APM von Raven oder die Columbia Mental Maturity Scales CMM-Lb für Lembehinderte. Alle diese Tests sind für andere Zwecke konstruiert worden, und sie gelten als gute Instrumente zur Erfassung der fluiden Intelligenz. Auf der andern Seite ist aber auch unbestritten, daß die Aufgabenklassen, die in den Tests dominieren, klassischerweise induktives Denken erfassen, nämlich Klassifikationen, Analogien, Folgen oder Serien und Matrizen(vgl. Büchel& Scharnhorst 1993; Holzman, Pellegrino& Glaser 1983). In
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 4, 1995