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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Aufmerksamkeitsförderung in der Schule*

Von Manfred Beck und Annette Mock

In drei Studien(n,= 36, n,= 38, n,= 30) wurden Ef­fekte der Anwendung des ModulsBasistraining aus dem Training für aufmerksamkeitsgestörte Kinder von Lauth& Schlottke(1993) unter Alltagsbedingungen in Schulen geprüft.

Die Ergebnisse legen nahe, der Durchführung ergän­zend zu den Lehrerurteilen eine ausführliche Diagnostik und die Erstellung einer differentiellen Indikation vor­anzuschicken. Ferner scheint eine relativ homogene För­dergruppenzusammensetzung die Ergebnisse positiv zu beeinflussen.

Abschließend werden anwendungsbezogene Konsequen­zen für Schulen sowie pädagogische Implikationen dis­kutiert.

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In three studies(n,= 36, n,= 38, n,= 30) the effects of the application of the moduleBasic training from the Training program for children with attention deficit disorder from Lauth and Schlottke(1993) were examin­ed under everyday school conditions.

The results indicate that a thorough diagnosis and differential indicaton as supplement to the teacher judgements were necessary preliminaries to its im­plementation. Furthermore, the results were positively influenced when the training group was relatively homo­geneous.

The practical and educational implications for schools are concluding the discussion.

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Von Lauth& Schlottke wurde 1993 ein Training vorgestellt(vgl. Beck 1994), das sich in eine internationale Ent­wicklungsserie klinisch-psychologischer Therapieprogramme für aufmerksam­keitsgestörte Kinder einreiht. Die Grund­lage dieser Interventionsansätze ist bei Meichenbaum& Goodman(1971) so­wie der kognitiven Verhaltensmodifi­kation zu finden(andere Trainings die­ser Art stammen z.B. von Kirby& Grim­ley 1986 oder Goldstein& Goldstein 1990). Es handelt sich um ein Grup­pentherapieprogramm für Kinder im Grundschulalter mit mehreren Interven­tionsbausteinen. Als grundlegendes Kon­zept vonAufmerksamkeitsstörung po­stulieren die Autoren eine Handlungs­beeinträchtigung in spezifischen Situa­tionen bzw. bei bestimmten Anforderun­gen.

Der vorliegende Text basiert auf einem Beitrag zur 5. Tagung Pädagogische Psychologie vom 28.-30.9.95 in Leipzig. Gerhard Lauth(Dort­mund) und Harald Marx(Bielefeld) sei für die hilfreichen Anmerkungen zu einer ersten Fas­sung des Manuskripts gedankt.

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Die drei hier vorgestellten Untersuchun­gen prüfen die Wirkungen des Einsat­zes eines aus dem Programm herausge­lösten Therapiebausteins, der als Grup­pentraining im Schulalltag bzw. an ei­ner Schulberatungsstelle durchgeführt worden ist. Bei den Probanden handelte es sich in einem Fall um eine von der Schule alsaufmerksamkeitsgestört de­finierte, unausgelesene Grundschüler­Stichprobe, im zweiten Fall um Grund­schülerinnen und Grundschüler aus Mi­grantenfamilien und im dritten Fall um Grundschulkinder, die wegen Aufmerk­samkeitsstörungen aufgrund unseres Angebots beim Schulpsychologischen Dienst angemeldet wurden.

Grundlagen der Intervention

Lauth& Schlottke(1993) benennen drei

zentrale Elemente aufmerksamen Ver­

haltens:

1. Grundfertigkeiten; darunter werden Leistungen wie visuelle Diskrimina­tion, Aufnehmen relevanter Informa­

tionen, Abgleich verfügbarer Infor­mationen u.ä. verstanden.

. Handlungssteuerung, was die Verfol­gung eines übergeordneten Ziels und Prüfung der Handlungsergebnisse meint.

3. Handlungsplanung und-organisation, worunter die Analyse der Aufgaben­stellung, die Planung des Lösungs­prozesses anhand übergeordneter Strategien sowie die Anwendung von Metawissen bezüglich des Lösens von Aufgaben verstanden wird.

Diese Grundfertigkeiten korrespondie­

ren mit dem hierarchisch angelegten Er­

klärungsmodell von Aufmerksamkeits­störungen.

Im Therapieprogramm werden adaptiv

entsprechende Fertigkeiten geübt. Meta­

wissen wird mit den Kindern erarbeitet und seine Anwendung trainiert. Ein

Tokenprogramm dient zur Förderung

des Strategieeinsatzes.

Das Trainingsprogramm ist in vier The­

rapiebausteine mit folgenden Schwer­

punkten gegliedert:

Im ‚Basistraining werden innerhalb von

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 4, 1995