12 Trainingseinheiten Grundfertigkeiten und Handlungssteuerung, also die ersten beiden Elemente aufmerksamen Verhaltens in den Mittelpunkt gestellt. Das ‚Strategietraining‘ legt in 13 Trainingseinheiten den Schwerpunkt auf das Erarbeiten übergeordneter Strategien, die dann auf verschiedene Aufgabentypen angewandt und geübt werden. Voraussetzung ist das Beherrschen jener Fertigkeiten, die Gegenstand des Basistrainings sind.
Im Therapiebaustein ‚Wissensvermittlung‘ werden die Strategien dann gezielt auf schulische Inhalte übertragen und Defizite bezogen auf den individuellen Kenntnisstand des Kindes aufgearbeitet.
Begleitend zum Basis- und Strategietraining wird den Eltern der Kinder in der ‚Elternanleitung‘ Wissen über Aufmerksamkeitsstörungen und die daraus resultierenden Probleme vermittelt. Dafür sind vier Sitzungen und— falls erforderlich— eine problembezogene Beratung der Eltern vorgesehen.
Fragestellung und Vorgehensweise
Unsere Studien befassen sich mit der Frage, ob ein solches klinisches Programm für den Einsatz als standardisierte Fördermaßnahme mit den begrenzten Ressourcen der Schule bzw. schulpsychologischer Dienste geeignet ist. Angesichts des Ausmaßes von Aufmerksamkeitsstörungen(3-10% im Grundschulalter) und der Relevanz für Unterrichtsprozesse und individuelle Schulleistungen besteht zweifellos ein großer Bedarf an unterrichtsergänzenden Maßnahmen dieser Art.
Es handelt sich also um eine technologische Fragestellung zur breiten Anwendbarkeit eines einzelnen Elements des klinischen Interventionsprogramms, nicht um dessen Evaluation. Insbesondere an folgenden Punkten weicht das Vorgehen in unseren Studien von einer klinischen Anwendung ab:
Es ist 1. lediglich das Lehrerurteil bezüglich des von Lauth& Schlottke (1993) genannten Ausschlußkriteriums
Manfred Beck und Annette Mock- Aufmerksamkeitsförderung in der Schule
von mindestens acht der 14 Verhaltensindikatoren des DSM II-R(Wittchen 1989) zugrundegelegt worden; ferner sind jene Schülerinnen und Schüler ausgeschlossen worden, die im Dortmunder Aufmerksamkeitstest(DAT, Lauth 1993) mehr als fünf Items richtig gelöst hatten(zur ausführlichen Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen siehe z.B. Shapiro 1993).
2. Alle Schülerinnen und Schüler sind ohne Differenzierung einer Standardmaßnahme unterzogen worden.
Ferner ist 3. lediglich das Interventionsmodul„Basistraining‘“ aus dem Gesamtprogramm appliziert worden.
Studie 1 (vgl. Felser 1995; Pentzien 1995)
36 Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse(Alter: M= 8;9 Jahre) die den genannten Kriterien entsprachen, sind anhand der Anzahl richtig gelöster Items im DAT und der Intelligenztestleistung (Columbia Mental Maturity Scale, CMM 1-3; Schuck, Eggert& Raatz 1975) zu möglichst ähnlichen Tripeln zusammengefaßt worden, von denen jeder Drilling dann nach Zufall einer der folgenden Gruppen zugeordnet wurde: einer Trainingsgruppe(mit einem Ausfall im Laufe der Untersuchung), einer untrainierten
Kontrollgruppe und einer dritten Gruppe, die im selben zeitlichen Ausmaß wie die Trainingsgruppe Hausaufgabenbetreuung erhalten hat. Die Gruppe, die das Basistraining nach Lauth& Schlottke(1993) erhielt und die Gruppe mit Hausaufgabenbetreuung nahmen an jeweils 12 Sitzungen ä 45 Minuten in sogenannten„Randstunden‘“ des normalen Schulunterrichts teil. Die verkürzte Zeit gegenüber dem Manual(60 Minuten pro Sitzung) geht in erster Linie zu Lasten der Zeit für Gespräche mit den Kindern, die über Trainingsinhalte hinausgehen. Lediglich in drei Sitzungen mußte die Spielphase verkürzt werden.
Die Trainerinnen waren Psychologiestudentinnen im Diplomprüfungsstadium. Vor und nach dem Training wurden bei allen Probanden der CMM 1+3(zur Erfassung von Transfer auf die Bearbeitung von Intelligenztestaufgaben), der DAT(richtige Lösungen und Antwortlatenz) und der Aufmerksamkeits-Belastungstest d2(Brickenkamp 1981/1994) zur Erfassung von Aufmerksamkeitsleistungen sowie der Diagnostische Rechtschreibtest für 2. Klassen(DRT 2) von Müller(1983) durchgeführt. Wegen der häufigen Kombination mit Teilleistungsschwächen(vgl. Eisert 1993) sollte letzterer als Indikator für Transfer auf Rechtschreibleistungen dienen. Den Testleitern beim DAT war die Versuchs
Tabelle 1: Studie 1: Veränderungen vom ersten zum zweiten Meßzeitpunkt bei den drei untersuch
ten Gruppen(*p<.05,**p<.01)
Trainingsgruppe (n,= 11) M,; Si
47.64 7.53 53.45 9.27 2.87**
3.36 1.43 4.55 2.73 1.88*
20.45 27.73 1.34
11.78 24.15
216.82 268.91
32.51 40.34 5.52**
17.82 6.21 1.3 6.25 6.30**
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XXI, Heft 4, 1995
untrainierte Kontroll- Hausaufgabenhilfe
(n,=12)
gruppe(n,= 12) M, 2
49.17 8.66 53.42 10.77 3.76**
3.08 2.54 4.42 3.00 1.65
20.39 22.96 ‚46
26.25 28.75
60.80 55.45 5.02**
233.50 282.50
20.08 8.32 15.92 8.61 4.30**
M; S3
40.42 47.75
10.69 12.35 3.22**
2.92 1.44 3.25 2.05 ‚44
21.08 10.01 18.00 10.58 1.25
234.58 276.42
66.32 58.84 5.86**
20.75 7.19
14.08 4.44 4.51**
181