Ulrich Elbing und UlrichH. Rohmann- Imitations- und Modellierungsprozesse in der Behandlung von Verhaltensstörungen geistig Behinderter
möglichkeiten des behinderten Menschen ausgeht. In dieser Hinsicht zeigt sich auch ein deutlicher Unterschied zum Gentle Teaching von McGee et al. (1987), die dem Verhalten des Behinderten ihr zwar einfühlsames, aber doch eigenes Konzept kommunikativen Handelns gegenüberstellen. Unser vordring
liches Ziel ist es jedoch, ausgehend vom Verhaltensangebot des behinderten Partners wechselseitige kommunikative Sequenzen zu etablieren, wodurch die kommunikative Funktion sogenannter Verhaltensstörungen wie Stereotypien u.ä. in den Mittelpunkt gestellt wird.
Eine weitere Gemeinsamkeit dieser An
sätze ist es, daß den imitierenden Verhaltensvariationen und Modellierungen des Therapeuten wiederum die neuen Erkenntnisse der frühkindlichen Interaktionsforschung als Modell dienen(vgl. unter anderen Dornes 1993; Stern 1985; 1991; Papousek, Papousek& Giese 1986). Beispielsweise variieren Eltern
Tabelle 1: Versuchspersonen und Behandlungsstrategien
Person Diagnosen Beobachtetes Kommunikations- Behandlung des Restrukturierung Systemische Aspekte Verhalten therapie: Symptomverhaltens des Alltags Erreichte Entwicklung Heiner Geistige Behinderung Aggressionen: Spontane Rollen- Situatives Halten Situatives Halten statt(Die Problemanalyse (15J.) DSM-HI-R 318.00; Eskalationsgrad 1 spiele in selbst nach Zaslow(1981) time out; ergab keinen eigenen Atypische Psychose Eskalationsgrad 2 aufgebauter Szene bei Einrichten eines Interventionsbedarf) DSM-II-R 298.90; Eskalationsgrad 3(„Arztbesuch“; Eskalationsgrad 3 Spielzimmers mit Supervision des Einnässen„Schwimmbad“) entwicklungsangemes- Teams hinsichtl. Halten Einkoten senem Material Franz Geistige Behinderung Schreien Konstruktions- Modellieren und Flexibilisierung der Supervisorische (22J.) DSM-HI-R 318.00; spiel vertikales soziale Verstärkung Gruppenregelninder Bearbeitung des überAutist. Verhalten Stadium alternativen Verbal- Eßsituation bzgl. kontrollierenden DSM-HII-R 299.80 verhaltens(VT) Anwesenheit Erziehungsstils Gertrud Geistige Behinderung Autoaggressionen Beginn des Kon-(Ignorieren; keine Imitation und Model- Aufarbeitung von (19J.) DSM-HI-R 318.00; struktionsspiels symptomorientierte lieren im Alltag i.S. Teamkonflikten Autist. Verhalten i.V.m. Freude am Behandlung) eines veränderten um den pädagogischen DSM-HI-R 299.80 Effekt Interaktionsstils Sul Sonja Geistige Behinderung—Autoaggressionen Nonverbale Interaktion Körperzentrierte Verstärkung der Auto- Bearbeitung der wechsel(21J.) DSM-HI-R 318.00; mit beh. Mitbewohnerin Interaktion nach aggressionen mit seitigen VerantwortungsAutist. Verhalten(v.a. taktiles Erkunden) Rohmann& Hartmann wechselnden Kontin- delegation zwischen DSM-II-R 299.80 ohne Handführung oder(1988) genzen nach Rohmann Wohngruppenteam Moderation durch& Hartmann(1988); und Lehrern Bezugsperson Einüben und Einsatz(Keine Bearbeitung inkompatibler von internen Tätigkeiten Konflikten) Alex Geistige Behinderung Stereotypien Dialogische Handlungs-(Keine Imitation und Model-(Keine Bearbeitung; (24J.) DSM-HI-R 318.00; Schmieren mit sequenzen ohne symptomorien- lieren im Alltag i.S. BezugserzieherAtypische Psychose Exkrementen Materialverwendung tierte eines veränderten System als Legitimation DSM-II-R 298.90; Negative Emotionen(mimisch, gestisch, Behandlung) Interaktionsstils mangelnder Autist. Verhalten Provokationen Bewegung und Körper- Bereitschaft zur DSM-II-R 299.80 Positive Emotionen position im Raum), dia- Reflexion Kooperation logische Lautproduktion systemischer Bezüge) z.T. mit Material Gabi Geistige Behinderung Kotschmieren Rollenspiele in(Keine Erweiterung der(Die Problemanalyse (23J.) DSM-HI-R 318.00; Einnässen selbstgebauter symptomorien- Entscheidungs- und ergab keinen eigenen Autist. Verhalten Schreien Szenerie, v.a. terte Gestaltungsspielräume; Interventionsbedarf) DSM-II-R 299.80; Essen stehlen„Kaufladen“, hier- Behandlung) Neuordnung der Elektiver Mutismus Kleider zer- bei Spontansprache Kommunikation DSM-HI-R 313.23 reißen Max Leichte geistige Angriff auf Behinderte Elaboriertes Gelenkte Angriffs- Erweiterung der(Die Problemanalyse (17J.) Behinderung Angniff auf Erzieher Konstruktions- bewegung von Beh. Entscheidungs- und ergab keinen eigenen DSM-HI-R 317.00 Provokationen spiel(komplexe auf Erzieher, dann Gestaltungsspielräume; Interventionsbedarf; Verweigerung Bauten), Ansatz paradoxe Neuordnung der gleiche Wohngruppe Kommandieren zum Rollenspiel Verstärkung. Kommunikation wie Gabi) Angemessenes Verh.(„Burgbauen“‘) Provokationen: Prosoziales Verhalten Paradoxe Verst. Peter Leichte geistige Schimpfen Komplexe Rollen-(Keine Erweiterung der Aufarbeiten (38J.) Behinderung Schreien spiele in selbst- symptomorien- Entscheidungs- und der unklaren DSM-HI-R 317.00; Tätliche Übergriffe gebauter Szenerie, tierte Gestaltungsspielräume; Leitungssituation Atypische Psychose Regression spontane Konflikt- Behandlung) Neuordnung der und des resultierenden DSM-II-R 298.90; Depressives Verhalten bewältigung im Kommunikation Machtkampfes unter Labile Sümmung Rollenspiel(z.B. den Mitarbeitern Unterwürfiges Verh.„Beerdigung“, Angemessenes Verh.„wildes Tier“) 120 HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XX, Heft 3, 1994