Ulrich Elbing und UlrichH. Rohmann- Imitations- und Modellierungsprozesse in der Behandlung von Verhaltensstörungen geistig Behinderter
Tabelle 2: Ergebnisse der Randomisierungstests und der Nachfolgebeobachtungen
Person Verhalten Beob- Über- Wochedes follow-up Zeitpunkt Niveau der achtungs- üfung errechneten Beobach- des Stabilidauer der Ver- vs.des tungs- follow-ups sierung” in in Wochen haltens- realen Thera- dauer
änderung* piebeginns follow-ups (erste(zweite Base- Treat- Hypo- Hypo- Wochen nach line ment these) these) Jahren Heiner“ Eskalationsgrad1 11 20 p<.05 4/12(n.s.) 4und6 1und4 Trund Tr Eskalationsgrad 2 p<.05 4N2(n.s.) Tr und Bl Eskalationsgrad 3 p<.01 4/12(n.s.) Tr und Bl Einnässen(n.s.) 2 Tr und Tr Einkoten(n.s.)- Tr und Tr+
Franz Schreien 6 11 pP<.10 4/7(n.s.) 6und5 1und4 Trund Tr+
Gertrud Autoaggressionen 12 31 p<.10 20/13(n.s.) 7und8 1und4 Trund Tr+
Sonja—Autoaggressionen 5 18 p<.001 S/6(n.s.) 2 2
Alex Stereotypien 6 un(n.s.)- 6 2 Bl
Schmieren mit(n.s.)— Tr+ Exkrementen Tr Negative Emotionen(n.s.)- Tr Provokationen(n.s.) zz Bl Positive Emotionen(n.s.)= Tr Kooperation p<.01 8/7(n.s.) Tr Gabi Kotschmieren 7 14 p<.001 7/8(n.s.) 4und5 1und4 Trund Tr Einnässen p<.001 6/8(n.s.) Tr und Bl Schreien p<.05 4/8(n.s.) Tr und Tr Essen stehlen pP<.10 6/8(n.s.) Tr und Tr Kleider zer- p<.05 4/8(n.s.) Tr und Tr reißen
Max Angniff 10 27 p<.01 6/11(n.s.) 5 3 Tr
auf Behinderte
Angniff p<.05 6/11(n.s.) Tr auf Erzieher
Provokationen p<.001 8/11(n.s.) Tr
Verweigerung(n.s.)= Tr
Kommandieren(n.s.)- Tr
Angemessenes p<.01 6/11(n.s.) Tr Verhalten
Prosoziales p<.01 18/11(n.s.) Tr Verhalten
Peter Schimpfen 4,8 8(n.s.)- 8 1 Tr
Schreien(n.s.)- Tr
Tätliche Übergriffe p<.05 4/9(n.s.) Tr
Regression(n.s.)- Tr
Depressives(n.s.)- Tr Verhalten
Stimmungs- p<.10 6/9(n.s.) Bl schwankungen
Unterwürfiges(n.s.) zz Tr Verhalten
Angemessenes p<.05 4/9(n.s.) Tr Verhalten
* nach 20000 zufälligen Ziehungen aus n! möglichen Permutationen;
» Bl= baseline; Tr= treatment-Phase; Tr+= besser als Messungen während treatment-Phase;
© Eskalationsgrad 1= selbstgesteuerte Beendigung ohne Intervention; Eskalationsgrad 2= Beendigung durch Intervention erforderlich und noch durch Ablenkung möglich; Eskalationsgrad 3= Kontrollverlust, Eskalation durch Intervention nicht mehr unterbrechbar.
nen Verhaltensweisen. Im Fall von Heiner zeigt sich allerdings erst in der vierjährigen Katamnese eine Rückbildung auf baseline-Niveau bei den schweren Eskalationsgraden. Im Fall von Peter kann die Katamnese nur zwei von acht
Verhaltensweisen als signifikant geändert bestätigen.
Die zweite Hypothese ist durchgängig beizubehalten. Bis auf einen Fall ergibt sich die bedeutsamste Verringerung der Verhaltensstörungen bereits vor Aufnah
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XX, Heft 3, 1994
me der Intensivtherapie. Weiterhin setzt die erwartete bedeutsame Änderung beobachteter positiver Verhaltensweisen unsystematisch teils kurz vor, während oder nach Aufnahme der Therapie ein. In den vorliegenden Daten gibt es zudem— soweit erhoben— keinen systematischen Zusammenhang zwischen rückläufiger Verhaltensstörung und zunehmendem sozial erwünschtem und angemessenem Verhalten, weder hinsichtlich der Fälle noch hinsichtlich des Zeitpunktes der signifikanten Änderung.
Diskussion
Reliabilität und Validität der vorgelegten Daten
Durch die langen Beobachtungszeiträume von zumindest 16 Wochen(112 Tagen) erscheint eine systematische Variation von Beobachtungsfehlern über den gesamten Zeitraum eher unwahrscheinlich, da aufgrund der häufigen täglichen Notation die Beobachtungsgewohnheiten rasch habituieren. Da die Daten zu Wochenwerten akkumuliert wurden, sind sie durch die Mittelwertbildung eher nivelliert, was Beobachtungsunterschiede und-fehler ebenfalls ausgleicht. Dennoch unterliegen die Daten auch in sehr späten Beobachtungswochen deutlichen Schwankungen, und die Tatsache, daß nicht nur abnehmende, sondern auch zunehmende Häufigkeiten Signifikanz erreichen, widerspricht einem Nachlassen der Beobachtungsqualität im Laufe der langen Beobachtungszeiträume. Es kann also davon ausgegangen werden, daß die vorgelegten Daten genügend reliabel sind, um auf Ordinalskalenniveau untersucht werden zu können. Die Validität der Daten ist unterschiedlich zu bewerten. Einnässen und Einkoten, Kleider zerreissen und tätliche Angriffe sowie Autoaggressionen sind gut objektivierbare Variablen, wogegen Variablen wie Stimmungslage schwer eindeutig zu operationalisieren und zu beobachten sind. Hier wären Außenkriterien wünschenswert, um die externe Validität zu sichern. Zum Teil sind diese gegeben in einer deutlichen
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