Heft 
(2016) 101
Seite
106
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106 Fontane Blätter 101 Vermischtes Vergangen­heit. Auch hier kippt alles um, doch anders als bei Fontanes. Man geht ­auseinander, er ins ›Glück‹ seines weiteren Lebens und seiner Malerkarriere, sie zu dem erst jetzt in Erscheinung tretenden geliebten Ehemann. ›Glück‹ erweist sich als wechselseitiger Lebensraub, der eigent­lich erst den Anfang des Lebens begründet. Deshalb beginnt die Novelle, eine Ich-Erzählung, mit der Auskunft:»This is my only story. Now I am sixty I can tell it«. Auch der ›neue Gordon‹ gelangt schließlich in eine ›Fal­le‹, wo ihm als ›Objekt‹ widerfährt, was er am Anfang als ›Subjekt‹ verfolg­te, aber erst jetzt als seine einzige ›hinter ihm steckende Geschichte‹ erzäh­len kann. Cécile, Hadaly, die künftige Eva und die namenlose deutsche Gräfin: Geschichten vom Glück scheinen oft mit Tschechows»größten Schwierig­keiten und Komplikationen« rechnen zu müssen, nicht nur auf der»Reise nach dem Glück«, sondern gerade auch im glücklichen Moment der An­kunft. Immer gut erinnerbar nach Verlust, scheitert die gegenwärtige Wie­derholung; und der glücksmärchenhafte Wunsch belebt allerlei ›gemisch­te‹ Figuren, nervöse, sphinxartige ›Püppchen‹, um nicht zu sagen ›Halbwesen‹. So öffnen sich allerlei Lebens- und Glücksbaustellen, deren Ende wir noch nicht abschätzen können. Und die Glücksgeschichte, auf die es einzig ankommt, fern vom ›lässigen‹ Allerlei, kann oft erst spät erzählt werden. Und das, lieber Herr Nürnberger, halte ich für ein Glück.