120 Fontane Blätter 101 Vermischtes ist, das verdanke ich nicht zum kleinsten Teile der Andauer jener ›Ungeschicktheit‹[im Nichtschuldenmachen], die mir damals mein guter Hesekiel anwünschte«. 17 Und wieviel verdankte er in seiner Jugend dem langjährigen Freund Bernhard von Lepel, dem er nach dessen Tod ein feines Freundschaftskapitel widmete. 18 Fontanes Lebensgeschichte bringt immer wieder Beweise dieses Freundschaftsglücks von dem Moment an, wo er sich die Erlaubnis zur Englandreise mit Hermann Scherz hat erhandeln können. Und mit welch angeborener Lebenskunst hat er sich in London durchzuschlagen gewusst, als dieser ›Freund‹ ihn, den des Englischen Unkundigen, so jäh im Stich ließ! »Das Glück besteht darin, daß man da steht, wo man seiner Natur nach hingehört…«, 19 konstatiert Fontane drei Jahre nach dem für die Epoche, für sein damaliges Alter und für seine Frau waghalsigen Entschluss, als freier Schriftsteller zu wirken. Ich denke, es ist nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, der Dichter habe im fast lebenslänglichen Gespräch mit seinem großen Freundeskreis, das stets auch eine Selbsterfahrung war, sein eigentliches Glück als»Übereinstimmung von Lebensstellung und Individualität« 20 zu erkennen vermocht. Und Fontanes Glück in der Freundschaft endete nicht mit seinem Tod. Im Gegenteil, mit den Jahren gewann er sich immer mehr, verdienstvolle, treue, richtige Fontanefreunde – wie zum Beispiel unseren Jubilar. Ja, man könnte Helmuth Nürnberger, denkt man an sein Erstlingswerk, einen Jugendfreund nennen, wenn nicht seine großen editorischen Arbeiten und Studien ihn bis zum heutigen Tag einfach zu einem Fontanefreund fürs ganze Leben stempelten. Fontane hält bekanntlich fit, lieber Herr Nürnberger, wie man an Ihnen sieht. Wir danken Ihnen für Ihre große Freundschaft für unseren Theodor Fontane und bitten Sie – nur weiter so! Dublin im Juli 2015
Heft
(2016) 101
Seite
120
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