136 Fontane Blätter 102 Vermischtes sich um die von Menzel angefertigte Zeichnung d es von Schadow geschaffenen Denkmals für Leopold von Anhalt-Dessau. 4 Ein bärtiger Mann in langem, schwarzem Mantel, zu diesem Zweck den Sockel erkletternd, betrachtet skeptisch das Gesicht der Statue. Am(in Blickrichtung) unteren Rand des Blattes notierte Menzel(vgl. Abb. S. 133): »Interessent: Sie! Drehen Sie Sich doch mal um! der Monsieur Lafontaine da sagt: der Knebelbart hänge Ihnen bis—— Ach Sie haben gar Keinen?!— Auch nie Einen gehabt? Statue: Nie Keinen.— Scher Er sich.—« Am(in Blickrichtung) rechten Rand ist das Blatt signiert und datiert: »A. M. 7t. Febr. 1852.« Auf diese Weise bespöttelt Adolph Menzel einen vermeintlichen Missgriff Fontanes, der in seinem Gedicht Der alte Dessauer geschrieben hatte: »Ich will ein Lied Euch singen! Mein Held ist eigner Art, Bis auf die Schulter hingen Ihm Zopf und Knebelbart;« 5 So lauteten die ersten vier Zeilen dieses Gedichtes, das am 28. Februar 1847 im Tunnel vorgetragen und seither mehrfach publiziert worden war. Die dunkle Gestalt, die den Sockel des Denkmals erklommen hat, um die Beschreibung Fontanes am Standbild zu prüfen, erinnert an Friedrich Eggers. S ein kantiges Gesicht mit der schwarzen Mähne und einem urwaldartigen Vollbartbusch und sein langer, schwarzer Mantel sind oft dargestellt worden. Die Porträt-Ähnlichkeit ist durch Fotos bezeugt. Eggers war in der Tat für kunsthistorische Details zuständig. War er es, der die Freunde auf den poetischen Lapsus aufmerksam gemacht hat? Fontane spürte den Stachel wohl, auch wenn er zunächst offenbar nicht so recht wusste, wo dieser steckte und wie er herauszuziehen war. Jedenfalls entgegnete er umgehend: »›Gestern von einem zweitägigen Ausfluge nach Dessau zurückkehrend, fand ich inzwischen das beste Theil von ganz Anhalt-Dessau, wenn auch nur in effigie bei mir eingebürgert...‹ Dankt für ein Bild, ›daß ich dabei einen längeren Zopf kriege als ihn Fürst Leopold je trug, hab’ ich mir selber eingebrockt. Aber ich hätte statt Schnauz- Schnauz en bart sagen müssen, und das ging nicht...‹« 6 Dieser Brief wurde 1939 auszugsweise in einem Auktionskatalog abgedruckt und ist überhaupt nur aus dieser unsicheren Quelle bekannt, nach der er hier wiedergegeben ist, und zwar vollständig, mit der eingeschobenen Bemerkung»Dankt für ein Bild«. Die Katalog-Beschreib ung lautet:»Eigh.(früher) Br. m. U. Undatiert 1 Seite. 8°.«
Heft
(2016) 102
Seite
136
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