Heft 
(2016) 102
Seite
177
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In memoriam Otfried Keiler  Schaefer 177 das damals Teil der Deutschen Staatsbibliothek(DDR) war, zu verändern, indem das Archiv direkt der Generaldirektion unterstellt wurde und inner­halb sowie außerhalb des Hauses besser wahrgenommen werden konnte. Eine bedeutende Erwerbung gelang: der Schlenther-Nachlass kam aus Wei­mar nach Potsdam. Den Fontane Blättern verhalf Keiler zu neuen Autoren und durch höhere Ansprüche zu einem gestiegenen Niveau. Kurz nach der denkwürdigen Konferenz 1986 entschied sich Otfried Keiler, ein Angebot des Verlages der Nation in Berlin anzunehmen, um dort als Cheflektor(1987–1990) tätig zu werden. Theodor Fontane blieb er den­noch verbunden. Viele Jahre beschäftigten ihn der Roman Vor dem Sturm sowie die Wechselbeziehungen zwischen Fontanes Essayistik und den Ro­manen. Damalige Vorstandsmitglieder der Theodor Fontane Gesellschaft erinnern sich gern an das Engagement, mit dem er sich im Vorfeld der Ge­sellschaftsgründung verdient machte. Nach der Gründung im Dezember 1990 arbeitete er eine Zeit lang als Geschäftsführer der Gesellschaft, ge­schätzt auch in dieser Funktion. Es sei nicht verschwiegen, dass Otfried Keiler die Jahre nach der als Wende bezeichneten gesellschaftlichen Umwälzung 1989/90 im Osten Deutschlands, die doch ganz und gar seine Sache hätte sein müssen, als persönliche Verletzung empfunden hat. Nach dem Verlust seiner Stellung im Verlag der Nationen war er oft auf Vortragsreisen, die ihn bis in die USA und nach Großbritannien führten. Dennoch beklagte er sich gelegentlich über fehlende Aufgaben und Anerkennung seiner Verdienste. Mit besonderer Dankbarkeit erinnert sich der Verfasser dieser Zeilen an Dr. Otfried Keiler, der seinem ehemaligen Studenten 1984 sein Vertrauen schenkte und ihn aus der in der DDR offiziell gar nicht existierenden Ar­beitslosigkeit erlöste, indem er ihn im Fontane-Archiv anstellte. Wer sich an Otfried Keilers Zeit im Theodor-Fontane-Archiv erinnern oder sich informieren möchte, dem seien nachdrücklich die von ihm ver­fassten Tagebuchblätter. Mit Nachträgen aus heutiger Sicht empfohlen, die er 1995 in dem von seinem Nachfolger, Manfred Horlitz, zum sechzigsten Archivjubiläum herausgegebenen Band Theodor-Fontane-Archiv Potsdam 1935 1995 veröffentlicht hat. Der sehr lesenswerte Beitrag, geschrieben acht Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Theodor-Fontane-Archiv, en­det mit dem Satz:Potsdam bleibt eine gute Adresse für Zusammenarbeit. Das ist nicht zuletzt auch das Verdienst von Otfried Keiler.