Heft 
(2015) 100
Seite
5
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Editorial Editorial 5 Liebe Leserin, lieber Leser, dies ist das Editorial für Heft 100 der Fontane Blätter. Dieser Satz bezeichnet hier und heute ein Faktum und bedeutet doch zugleich auch etwas Unglaub­liches, nämlich, dass eine Zeitschrift über 100 Hefte hat erscheinen können; eine Zeitschrift noch dazu, die sich ausschließlich mit Fontane beschäftigt. Das ist etwas Besonderes und verdient, hervorgehoben zu werden. Viele waren in diesen 50 Jahren am Gelingen des Unternehmens beteiligt. Ihnen allen gilt unser Dank, nicht zuletzt auch der Fontane Gesellschaft, die ihren fulminanten Start vor 25 Jahren den Fontane Blättern und ihrem Leserkreis zu verdanken hatte, und die bis heute zusammen mit dem Fontane-Archiv das Erscheinen der Blätter ermöglicht. Wer einen Blick auf Heft 1/1965 wirft und jedem, der dazu Gelegenheit hat, sei anempfohlen, sich im Archiv einmal eines der alten Hefte zeigen zu lassen, der kann sehen, dass der Titel Fontane Blätter damals durchaus wörtlich zu nehmen war. Heft 1 war ein Blatt von gerade einmal 23 Seiten, locker gebunden und ohne jeden Anschein von Nachruhm und Ewigkeit. Neues über Fontane und aus dem Fontane-Archiv wurde da vom Kreis der Freunde Theodor Fontanes blätterweise aufbereitet und in weitere Kreise versandt. Der Leserkreis, der so langsam entstand, gewann, jenseits aller konkreten Hürden und Stolpersteine, die der Alltag bereit hielt(und hält), eine Qualität, die man heute wohl networking surplus nennen würde; eine eigene Qualität, die so sicher nicht beabsichtigt war, die aber dennoch nicht unerheblich dazu beigetragen hat, dass das Archiv in den Zeiten der Wende institutionell überleben konnte. Blättert man durch die Jahrgänge, so zeigt sich, welche Rolle die Blätter für die sich in Ost und West entwickelnde ­Fontane-Forschung spielten, welche Rolle sie für die Erforschung des Nach­lasses und nicht zuletzt seiner Briefe spielten. Über viele Jahre waren die Blätter vor allem ein Ort der Erstpublikation von neu Aufgefundenem und Unbekanntem. Man denke ferner an die vielen Forscher im Ausland, denen die Fontane Blätter bis heute als Einstiegsfundus in die Fontane-Forschung