98 Fontane Blätter 100 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte 92 Jutta Osinski, wie Anm. 79 , S. 119. »Das Erzählkollektiv ist auf die Perspektive Fontys angewiesen – auf die Möglichkeit und auf die Kraft, den lebendigen Geist und nicht den toten Buchstaben zu erfassen und zum Ausdruck zu bringen.« 93 »Er ist der alles belebende Geist, die Seele des Textzusammenhangs sozusagen, durch den erst der Unsterbliche wirken kann.« Ebd. 94 »Über das Spiel mit Positionen wird im Zitat nicht der historische Autor lebendig, sondern die historische Perspektive eines Schriftstellers, in der sich die Situation der Gegenwart spiegelt.« Ebd. , S. 117. 95 »Man kann fragen, welches die Wirkungsmittel sind, mit denen die Bedeutsamkeit ›arbeitet‹, mit denen an der Bedeutsamkeit gearbeitet wird. Wenn ich aufzähle, so nicht mit dem Anspruch auf Vollständigkeit. Aber einige lassen sich für alle, auch für die weniger verbreiteten und erfolgreichen nennen: Gleichzeitigkeit, latente Identität, Kreisschlüssigkeit, Wiederkehr des Gleichen, Reziprozität von Widerstand und Daseinssteigerung, Isolierung des Realitätsgrades bis zur Ausschließlichkeit gegen jede konkurrierende Realität.« Hans Blumenberg, wie Anm. 71, S. 80. Die allgemeine Geltung dieser Figuren sei hier nur knapp angedeutet: Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen bezeugen durchgehende Parallelisierungen durch die Analogie von Gründer- und Wendezeit sowie die Doppelgängermotive, die der Fonty-Tallhover-Konstellation ebenso zugrunde liegen wie der von Fontane-Fonty, für die das Spiel mit latenten Identitäten konstitutiv ist. Das Paternoster-Motiv steht im Roman für die Wiederkehr des Gleichen; Romananfang und-ende sind kreisschlüssig angelegt. 96 Frauke Géraldine Bayer: Gelebter Mythos als Garant der Unsterblichkeit. Formen individueller und kollektiver Fontane-Verehrung in Günter Grass’ Roman ›Ein weites Feld‹« . In: Textpraxis 2 (2011), S. 13. URL: http://www.unimuenster.de/textpraxis/frauke-bayergelebter-mythos-als-garant-derunsterblichkeit, URN: urn:nbn:de: hbz: 6-14459477890. Ohne spezifisch Blumenbergsche Bedeutsamkeitsmittel aufzugreifen, vielmehr im Rekurs auf das mythosbildende Moment der Gelebten Vita auf Thomas Mann zurückgehend, führt Bayer zahlreiche weitere Beispiele an, die im Sinne Blumenbergs bedeutsamkeitsbildend wirken. 97 Hans Blumenberg, wie Anm. 71, S. 85. 98 »Bedeutsamkeit entsteht sowohl durch Steigerung als auch durch Depotenzierung.« Ebd. Vgl. hierzu weiter Frauke Géraldine Bayer, wie Anm. 96 , S. 13. 99 Vgl. ebd., besonders den Abschnitt Tendenzen der Entmythisierung und der Fontane-Parodie , S. 13–17. 100 »Aufgefüllt aber werden Lücken mit Fiktionen – und deren Erkenntniswert für die Wirklichkeit ist weitaus höher als das sogenannte Faktische. So gesehen beruht der Roman auf einer Ästhetik der Lücke […].« Jutta Osinski, wie Anm. 79, S. 118. 101 »Das Archiv oszilliert zwischen dem ›Friedhof der Fakten‹ und einem ›Garten der Fiktionen‹(Ulrich Raulff).« Wolfgang Ernst: Das Rumoren der Archive. Ordnung aus Unordnung , Berlin 2002, S. 60. Im Kontext poststrukturalistischer Archivtheorien wie der von Michel Foucault oder Jacques Derrida insistieren Thomas Weitin und Burkhard Wolf auf die keineswegs neutrale oder konservative Funktion
Heft
(2015) 100
Seite
98
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