Heft 
(2015) 100
Seite
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142 Fontane Blätter 100 Vermischtes sich an Erinnerungen Oberstleutnant a. D. v. Moltkes im zweiten Kapitel der Geschichte des Garde-Kürassier-Regiments, S. 13–15 an.) Schon wenige Tage nach der Parade marschierten die Garderegimenter zum Truppenübungsplatz Döberitz westlich von Potsdam zum Regiments­exerzieren. Vom siebenten Übungstage an besichtigte der Kaiser täglich zwei Re­gimenter und exerzierte am letzten die ganze Garde-Kavallerie-Division ­persönlich. Die ersten Sommermonate gehörten den Felddienstübungen südlich von Berlin, auf den damals schon brachliegenden, aber noch un­be­bauten Fluren um Schöneberg und Wilmersdorf. Bei seinen Spaziergän­gen mit Lene auf Wilmersdorf zu bewegt sich Botho über vertrautes Ter­rain; denn dort wurden auch die Offiziere im Felddienst ausgebildet. Im August folgte wieder in der Döberitzer Heide das Exerzieren im Briga­de- und Divisionsrahmen und im September, als zweiter jährlicher Höhe­punkt, die große Herbstparade des Gardekorps auf dem Tempelhofer Feld. Die Herbstmanöver, an denen die zwei Garde-Kürassier-Regimenter ent­weder im Verband des Gardekorps oder mit ihrer Division an Manövern anderer Armeekorps teilnahmen, beschlossen das Ausbildungsjahr. Botho von Rienäckers»Dienst« ist also auch in jenen Friedensjahren nicht als bloßer Zeitvertreib zu verstehen, sondern als eine anspruchsvolle, mitunter auch langweilige Aufgabe, die ihm hohe Disziplin und Einsatzbe­reitschaft abverlangte wenngleich sein Schöpfer in Irrungen, Wirrungen nichts davon spüren lässt. Zugleich räumte die besondere Funktion seiner Leibgarde-Eskadron und ihre Stationierung in der Mitte Berlins ihren jun­gen Offizieren, besonders den»Garçons« unter ihnen, exklusive Möglich­keiten für Vergnügen, Hofklatsch und einen kostspieligen Lebensstil ein, auf den Botho nicht verzichten mochte, obgleich das seine Vermögenslage beträchtlich überforderte. Der»Club« Ein glücklicher Zufall hat mich schließlich noch dahinterkommen lassen, wo sich das Vorbild für Bothos Offizierskasino, den»Club« in Fontanes Roman befunden haben muss.»Himmlischer Aufenthalt für Seiner Majes­tät Garde« 26 , nennt ihn Bothos Freund Pitt im achten Kapitel. Des Rätsels Lösung brachte die Durchsicht eines Text-Bild-Bandes mit historischen ­Fotos: Camera Berolinensis. Das Album des Fotografen F. Albert Schwartz 1836-1906. 27 Die Herausgeber vermerkten darin auch den Bebauungswech­sel an der Südseite des Pariser Platzes im letzten Viertel des 19. Jahrhun­derts. Rechts hinter Palais Redern(Unter den Linden 1) erhob sich zunächst noch das 1858 von Knoblauch erbaute spätklassizistische Palais Arnim­Boitzenburg(Pariser Platz 4). Nach dessen Verkauf an den Staat und einem