Heft 
(2015) 100
Seite
141
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Bothos Dienstverhältnis  Kleine 141 Zum militärischen Alltag der Kürassiere, Dragoner, Husaren und Ulanen gehörte neben dem militärischen Drill vor allem die Arbeit mit den Pfer­den, ihre Pflege und Dressur, Reitübungen einzeln und im Verbund, auf Märschen und im freien Gelände. Im Spätherbst endete das Ausbildungs­jahr mit der Entlassung der Soldaten, deren Dienstzeit abgelaufen war, und die Einstellung des nächsten Rekrutenjahrgangs eröffnete das neue. Zeit­gleich wurden ältere, dienstuntauglich gewordene Rösser ausgemustert und frische Jungpferde, so genannte»Remonten« zugeführt. Im Winter und Frühjahr folgte, parallel zur Grundausbildung der Soldaten, die stu­fenweise Abrichtung der neu zugeführten Tiere: Bevor sie zu besonderen Verwendungen und zum Parieren unter Lärm und Getümmel erzogen wer­den konnten, mussten die Jungpferde an Trense und Kandare, Zaum und Sattelzeug gewöhnt werden, Kommandos verstehen, dem Zaumzug, dem Zuruf und Sporn des Reiters gehorchen lernen. All das oblag hauptsächlich den Mannschaften unter Leitung der Stall­meister, Wachtmeister und Sergeanten. Die Offiziere die Leutnants an der Spitze der Kompanien und Züge, die Rittmeister als Eskadronchefs hatten es zu leiten, zu kontrollieren und waren ihren Vorgesetzten für die vorschriftsmäßige Erfüllung der Befehle und Dienstpläne verantwortlich. Ihre eigenen Pferde übernahmen sie fertig ausgebildet und ritten sie in für sie befohlenen Offiziersreitstunden auf Reitbahnen des Regiments ein. Was sie an Ausritten in ihrer Freizeit zugaben, etwa auf dem Hippodrom westlich des Tiergartens(dem»Korso« in Irrungen, Wirrungen), oblag ih­rer Entscheidung. Doch dass sie das»Reiten, reiten, reiten« und alles, was dazu gehört, leidenschaftlich betrieben, galt als selbstverständlich auch für Botho: Seiner Selbstbefragung im 14. Kapitel nach gehört»ein Pferd [zu] stallmeistern« 24 zu dem, was er beherrscht. Im späten Frühjahr endete die Phase der Einzel- und Gruppenausbil­dung in den Eskadronen, und es begann die Zeit der Übungen in größeren Verbänden. Die Frühjahrsparade der Berliner und Spandauer Garnison auf dem Tempelhofer Feld Ende Mai oder Anfang Juni war der Höhepunkt im ersten Diensthalbjahr. Dabei hatten die»Kaiserkürassiere« eine symboli­sche, in Berlins Öffentlichkeit vielbeachtete Aufgabe zu erfüllen: Wie die Fahnen der Fußtruppen durch eine Kompanie des 2. Garde-Regiments zu Fuß, so wurden die Standarten der berittenen Truppen durch die 3. Eskad­ron»[] aus dem Königlichen Schloss abgeholt und[dahin] zurückgebracht. Beim Rückmarsch zum Schloss ritt S. Majestät regelmäßig an der Spitze der Fahnen-Kompagnie, die Standarten-Eskadron folgte.« 25 Das wie jeder Auftritt mit allerhöchster Beteiligung hatte reibungslos zu klappen, nichts durfte schief gehen. Also ward es unaufhörlich geübt und vom Kaiser Jahr für Jahr selbst überprüft.(Diese und die folgende Zusammenfassung lehnt