Heft 
(2015) 100
Seite
152
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152 Fontane Blätter 100 Vermischtes ist null, aber meine Berliner Lokal kenntnis ist nicht null, und aus dieser Lokalkenntnis heraus glaub ich ganz äusserlich, ohne jedes fachmässige Eingeweihtsein zu wissen, dass allweihnachtlich(wie ich Ihnen glaub ich vor 3 Wochen schon schrieb) eine bestimmte Zahl von Menschen bei Gsel­lius, und vielleicht auch bei Spaeth(aber da weiss ich es nicht) vorspricht, die mit Vergnügen, ja mit einer Art Erwartung davor, ein Buch von mir zu kaufen wünscht. Mein Publikum ist nicht gross, aber das, das ich über­haupt habe, hält in großer Treue zu mir. Diese Getreuen zahlen aber gern 1 Mark mehr für ein gebundenes Exemplar, da ein un gebundenes eigent­lich gar kein Weihnachtsgeschenk ist, oder doch nur ein halbes.« 6 Ob zu diesem Datum vielleicht doch schon gebundene Exemplare exis­tiert haben oder ob der Verleger erst auf die Anregung seines Autors re­agierte, wissen wir nicht. Allerdings hatte bereits zwei Wochen vor der Auslieferung des Romans die Verlagsanzeige von Wilhelm Friedrich im Börsenblatt sowohl broschierte als auch elegant gebundene Exemplare an­gekündigt. 7 Auch Theodor Fontanes Eintragung im Tagebuch am 29. No­vember 1882 8 »Friedel bringt eingebundene Exemplare von Schach v. W.« scheint im Widerspruch zu seinen Äußerungen in dem eingangs zitierten Brief vom 4. Dezember 1882 zu stehen. Doch könnte es sich bei den vom Sohn mitgebrachten»eingebundene[n] Exemplare[n]« durchaus um privat eingebundene Bücher gehandelt haben. Diese Arbeit hat Fontane üblicher­weise bei seinem Berliner Buchbinder David Schwartz in Auftrag gegeben. Dies können wir aus einer Äußerung an die Ehefrau 9 und einer Reihe von Briefen Fontanes an den Verleger Wilhelm Hertz 10 entnehmen. Besonders aufschlußreich ist diesbezüglich der Brief vom 10. Oktober 1888 an Hertz: 11 »Wenn ich annehmen darf, daß die Bücher aus Sondershausen eher hier eintreffen, als sie ausgegeben werden, so würden Sie mich zu Dank verpflichten, wenn ich, schon vor der allgemeinen Ausgabe, zehn Exempla­re, um sie bei meiner alten Freundin David Schwartz-Tochter binden zu lassen, erhalten könnte. Das Binden dauert doch wenigstens eine Woche und die möchte ich nicht gerne verlieren. Daß ich von diesen 10 Exempla­ren, gebunden oder nicht gebunden, keins vor der Zeit ins Publikum brin­gen würde, verspreche ich feierlich.« Aufschlußreich auch deshalb, weil die Zeitangabe für das Binden,»we­nigstens eine Woche«, genau dem zeitlichen Abstand zwischen dem Erhalt der ersten Schach-Exemplare und dem der ersten»eingebundenen« Bü­cher entspricht. Doch wie auch immer, ob Wilhelm Friedrich nun dem Wunsch seines Autors zuvorgekommen oder erst gefolgt ist, eine ganze Reihe von Exemplaren der ersten Buchausgabe von Schach von Wuthenow sind tatsächlich in einem Verlagseinband 12 ausgeliefert worden, einem Ver­lagseinband allerdings, der mit seinem historistischen Muster ganz den Konventionen der Zeit entsprach.