Heft 
(2018) 105
Seite
22
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22 Fontane Blätter 105 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Besonders aufschlussreich ist der Brief vom 6. Juli 1880, in dem Fontane ein Exposé für seinen Roman Graf Petöfy entwickelte. Gerichtet ist dieses Schrei­ben an eine Person, die Fontane mit der vertraulichen Formel»Hoch­geehrter Herr und Freund« ansprach und der der Romancier eine Vermitt­lerrolle zu einer»höheren Stuttgarter oder Tutzinger Instanz« zugedacht hatte, also zu Eduard Hallberger, der in Tutzing wohnte, und dessen Ver­lag, der sich in Stuttgart befand. Adressat dieses Briefes ist also zweifellos Emil Dominik(1844–1896), den Fontane 1879 als Redakteur der Zeitschrift Der Bär kennen­gelernt hatte und zu dem sich bald eine intensive, von lan­gen, enthusiastischen Gesprächen geprägte Beziehung entwickelte. 3 Wie man dem hier erstmals publizierten Brief entnehmen kann, stand die Konzeption für Graf Petöfy bereits im Sommer 1880 weitgehend fest. Das Zentrum des damals noch als Novelle angekündigten Werkes war für den Autor der gescheiterte Versuch einer Ehe-Verein­barung, die auf ein offenes Verhältnis der beiden Ehepartner hinaus­lief. Das ist ein im Kontext der beginnenden Ibsen- und Zola-Rezeption ausgesprochen bemerkens­wertes Konzept. Auch im weiteren Verlauf trat Dominik als Vermittler zwischen Fontane und dem Verlag auf. 4 Im zweiten Brief aus dieser Provenienz geht es um die Publikation von Graf Petöfy in der Romanbibliothek zu ­Ueber Land und Meer. Das Schreiben vom 8. September 1883 war offenbar an Edmund Zol­ler(1822–1902) gerich­tet, der 1880 bis 1884 Heraus­geber der Romanbiblio­thek zu Ueber Land und Meer war. 5 Zoller war selbst Schriftsteller und trug als Direktor der Königlichen Privat-Bibliothek in Stuttgart den Hofrats-­Titel. Fontane kannte Zoller nicht persönlich, weshalb man auf Norderney »wochenlang« aneinander vorüber­gegan­gen sei. Wäh­rend dieses Aufent­halts arbeitete Fontane an den Korrek­turen des Romans, die ihn aufs Äu­ßerste beanspruchten, wie aus der Korrespon­denz mit seiner Frau hervor­geht. Emilie schrieb die ihr zugesandten Kapitel in Berlin ins Reine, worauf ­Fontane sie auf Norderney nochmals überar­bei­tete:»Du wirst Dich wun­dern wie Dein schönes Manuskript aussieht«(zit. n. GBA, Graf Petöfy, ­S. 249). In seinem Brief vom 8. September an Eduard Zoller schrieb Fonta­ne, dass diesem seine Arbeit»jetzt vorliegt«. Man wird diesen Termin als unmittelbaren Abschluß der Korrektur annehmen dürfen. Der von Her­mann Fricke auf den 30. November datierte Abschluß der»gründlichen Korrektur«(ebd., S. 249) markiert vermutlich bereits den nächsten Arbeits­schritt, die Fahnen­korrektur. Der wichtigste Teil des Schreibens vom 8. September 1883 an Edmund Zoller galt der Honorar-Forderung des Autors. Offenbar hatte Emil Dominik­auch in diesem Punkt zwischen dem Verlag und Fontane ver­mittelt, ohne dass die Höhe des vereinbarten Honorars schriftlich fixiert worden war. Deswegen setzte Fontane dem Herausgeber der Romanbiblio­thek ­seine Honorar-Berechnung noch einmal auseinander. Tatsächlich