Heft 
(2018) 105
Seite
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Homer schläft! Rasch 35 »Die Vo s s i s c h e Z e i t u n g macht den Versuch, ihren Mitarbeiter Fo n t a nin Schutz zu nehmen gegen den Vorwurf eines lapsus calami, dem wir üb­rigens, so viel uns bedünken will, die schonendste Form gegeben haben, wie sich dies einem so würdigen Herrn gegenüber, wie Herr Fontane es ist, nur schicken will.[] Wir geben zu, daß diese Abwehr so gut ist, als sie irgend sein konnte. Wenn Herr Fontane wirklich hätte sagen wollen, daß der letzte Blick des sich schließenden Auges irgend einem Gegenstande galt, so konnte er dies zur Noth mit den Worten thun, welche er gebraucht hat. Das wollte aber Herr Fontane gar nicht sagen, und zwar versichert dies Herr Fontane in folgender Zuschrift an die Vossische Zeitung.[] Herr Fontane­hat hier in der That auf grammatikalische Feinheiten ganz verzichtet und nicht auf diese allein, sondern auch auf die Verständlichkeit. Ein Oedipus müßte kommen, um zu errathen, was Herr Fontane unter der Distance im Erotischen versteht, und was er uns eigentlich zuweist, wenn er sagt, er gönne uns, daß wir noch ›drin‹ nämlich in der Distance ste­cken.« 18 Fontane und die Redaktion der Vossischen Zeitung gingen auf diese mokante Haarspalterei nicht mehr ein. Sie waren ohne Zweifel klug bera­ten, sich nicht weiter in einem sicher nicht allzu ernst gemeinten Streit mit einer benachbarten Zeitungsredaktion zu verzetteln und damit ihre Gegner unnötig aufzuwerten. 19 Für Fontane war die Sache jedoch nicht ganz erledigt. Denn der inkri­minierte Satz aus Irrungen, Wirrungen wurde ein paar Jahre später wie­derholt als amüsante Stilblüte in Kurs gesetzt. 1890 erschien in Berlin ein Album unfreiwilliger Komik, das aus der zeitgenössischen Tagespresse 777 Zitate mit sinnentstellenden Druckfehlern, Stilblüten und mehrdeutigen Verschreibern in Annoncen, Nachrichten, Meldungen, Berichten oder aus Fortsetzungsromanen aufliest. 20 Hier findet sich Fontanes Satz mit dem korrekten Quellenvermerk»Vossische Ztg. 1887. Nr. 361« unter Nummer 12. Er steht zwischen einer Meldung des Gebweiler Kreisblattes vom 25. Juli 1875(»Der L. J. aus H. hat bei mehreren Personen in hiesiger Gegend Geld durch Schwindeleien sich verschafft. Die Polizei in Colmar brachte diesen Menschen zur Haft, hatte aber von dem Gelde bereits eine beträchtliche Summe verpraßt«) und einer Annonce aus der Pharmazeutischen Zeitung vom 3. April 1872(»Ein gut empfohlener Gehülfe findet bei 200 Thlr. Gehalt s of o r t o d e r f r ü h e r eine angenehme Stellung bei Apotheker Becker in Barmen«). Beide Auszüge sind repräsentativ für die Masse der sprachli­chen Fehlleistungen, die als»Blüthen und Blumen unfreiwilligen Humors« das Publikum beim süßen Nichtstun»auf dem Sopha, bei einer langweili­gen Eisenbahnfahrt, oder bei einem monotonen Bade-Aufenthalte, oder sonst in müßiger Stunde« 21 unterhalten und erheitern sollte. Sieht man von Wilhelm Jensen ab, bei dem gleichfalls eine Sehstörung indiziert wird(»Er