Heft 
(2018) 105
Seite
68
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68 Fontane Blätter 105 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte ­Fiktion sein könnte, hat der Kommentar in der Großen Brandenburgischen Ausgabe des Ehebriefwechsels zu dieser Brieftextstelle eine andere, kei­neswegs naheliegende Erklärung:»So irrtümlich in der Abschrift im Theodor-Fontane-­Archiv. Fontanes ›Bursche‹ während der Internierung auf der Atlantikinsel Oléron im November 1870 hieß Max Rasu­mofsky.« 15 Allerdings liegt kein Abschreibfehler vor, sondern Fontanes Bur­sche hieß tatsächlich Max ­Rogerowski. Fontane nennt in einem Tagebuch­eintrag vom 28. November 1870 seinen Burschen ebenfalls ausdrücklich ›Rogerowski‹. 16 Ausweislich der preußischen Verlustliste Nr. 96 wird ein Max Rogerowski aus Posen vom ›2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2‹, wie die korrekte Bezeichnung der in Posen stationierten ›Schwarzen Husaren‹ bzw. ›Totenkopfhusaren‹ lautete, 17 am 1. Oktober 1870 bei Artenay nördlich von Orléans gefangengenommen. In der Verlustliste heißt es:»Auf Pat­rouille bei Artenay am 1. October 1870. 4. Escadron. Max Rogerowski aus Posen. Verm.[isst].« 18 Da Fontane ausdrücklich erwähnt, dass Rasumofsky aus Posen stammt, 19 kann es keinen Zweifel geben, dass Rogerowski Rasu­mofsky ist. Fontane lässt Rasumofsky dazu eine launige, wie bei ihm üb­lich, literarisch zugespitzte Schnurre seiner Gefangenschaft durch Francti­reurs schildern, die sehr gut zu den historischen Umständen der Gefangennahme Rogerowskis passt:»Rasumofsky war als ›Spitze‹ in einen Wald eingeritten, hatte Feuer bekommen und den Fehlschuß des nächst­stehenden Franktireurs mit einem Treffer aus seinem Karabiner erwidert, aber dies erste Lächeln des Sieges war auch das letzte gewesen. Wie aus einem Bienenkorb schwärmten die feindlichen Schützen aus, hundert Ku­geln pfiffen um ihn her, eine rieß ihm den Stiefelhacken weg und schlugen klirrend den Steigbügel in Stücke, er selbst war ungetroffen[...] und im nächsten Moment war er umringt und gefangen. Ein junger, deutsch spre­chender Offizier[...] sprang auf ihn ein: ›Warum hast Du geschossen? ›Wozu hab ich denn meinen Karabiner? Wir kriegen die Waffen, um sie zu gebrauchen. Der Offizier lachte. ›Was wird nun aus Dir? ›Nun, ich werde erschossen. ›Sei kein Narr; du bist ein guter Husar, und kein Haar soll dir gekrümmt werden.« 20 Zu dieser Darstellung bei Fontane passt auch die Schilderung der Regimentsgeschichte der ›Schwarzen Husaren‹ aus dem Jahr 1899:»Am 23. September plänkelten unsere Husaren bereits mit feindlichen Vortruppen am Rande des ausgedehnten, Orléans im Norden umziehenden Waldes, und auf der ganzen Linie wurde festgestellt, daß[...] eine neue französische Feldarmee bei Orléans in der Bildung begriffen war. Die Ueberwachung des stetigen Anwachsens derselben bildete den Gegenstand zahlreicher Rekognoszirungsritte in den nächsten Tagen.« 21 Rogerowskis weiteres Schicksal wird aus Verlustliste 246 deutlich, in der er erneut in einem Nachtrag zur Liste Nr. 96 Erwähnung findet: »Hus.[ar] Max Rogerowsky. War verm[isst]. Attachiert der Ers.[ten] ­Escadr.[on].« 22 Rogerowski ist also wieder unversehrt zu seiner Einheit