The Making of Effi Briest Anderson 87 The Making of Effi Briest. Stoffe, Entwürfe, Chronologie.* Paul Irving Anderson Stand der Forschung und Neuansatz Sicut erat in principio Über Theodor Fontanes Arbeitsweise weiß man, dass er seine Stoffe nie erfand, sondern in der Realität vorfand und sorgfältig so modifizierte, dass sie meist nicht wieder zu erkennen waren. Manche verriet er, manche behielt er für sich, meist beschränkten sich seine Angaben auf Details. Im Folgenden werden seine Angaben zu Effi Briest hinterfragt, die frühen Entwürfe analysiert und die Romanentstehung bis zur Einführung des Titelnamens chronologisiert. Die letzte Folge von Effi Briest stand in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Rundschau, als Fontane Hans Hertz wichtige Angaben zum Fund des Stoffes machte. Bei einem Diner habe seine»Gönnerin« Emma Lessing ihm auf die harmlose Frage»›Was macht denn der?‹(ein Offizier, der bei Lessings verkehrte und den ich nachher in Instetten[!] transponiert habe), die ganze Effi-Briest-Geschichte[erzählt], und als die Stelle kam, 2. Kapitel, wo die spielenden Mädchen durchs Weinlaub in den Saal hineinrufen: ›Effi komm‹ stand mir fest, ›Das mußt Du schreiben.‹« 1 Die Widmung in einer Erstausgabe für Emma Lessing,»Rückkehrt hier, was ich geschrieben habe,/ Zur ursprünglichen Spenderin dieser Gabe,« 2 unterstreicht seine Angabe an Hertz, ohne den Duellskandal um Else von Ardenne zu nennen. Näheres über die Inspiration durch Frau Lessing verdanken wir einer * Diese Studie geht auf den Sommer 1983 und einen Vorschlag von Otfried Keiler, dem damaligen Leiter des Theodor-Fontane-Archivs zurück, meine, wie er sich ausdrückte,»Kreativitätsforschung« einer praktischen Anwendung durch das Studium der Stechlin-Handschrift zuzuführen. Zehn Jahre später überließ er mir den Auftrag, Fontanes Briefe an Alexander von Pfuel herauszugeben, weil ich mich mit dem Nexus Briest-Pfuel-Fouqué beschäftigte. In herzlicher Erinnerung widme ich ihm diese Studie mit Dank.
Heft
(2018) 105
Seite
87
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