Heft 
(2018) 105
Seite
93
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The Making of Effi Briest Anderson 93 Die Hugo von Pervenitz-Phase. 1. Die erste Entwurfseite Das Satzfragment am Anfang der ersten Entwurfseite indiziert, dass sie Teil eines mehrseitigen Entwurfs war. Die verschiedenen Schriftbilder und die Durchstreichung verraten, dass die Seite in zwei Etappen geschrieben wurde, die getrennt analysiert werden müssen. Im Folgenden wird zu­nächst die erste Etappe wiedergegeben: auch finden.« »Gewiß, liebe Mama. Und ich denke, Betty soll sie auch finden. Denn ich liebe sie von ganzem Herzen, ich bin so zärtlich, ich bin wie verwandelt. Freilich, was mir viel erscheint, mag noch wenig sein; nicht jeder ist un­term Liebesstern geboren. 31 Aber ich Und was noch fehlt, ich werde mich acclimatisiren.« Die Mama ließ ihn allein. Die Kohlen in dem Kamin waren halb nieder­gebrannt. Doppelfenster waren eingesetzt, mit Moos ausgelegt. Er sah die Reihe der Fenster hinunter, einige von den Weinranken rankten draußen an den Scheiben. Es wurd ihm erst jetzt gegenwärtig, daß es derselbe Gar­tensalon war, drin er im Sommer auf Betty zugetreten war. Er musterte die Fensterreihe. Weinranken schwankten und dichtes Moos wuchs halb die Scheiben zu. Mit einem Male war es ihm, als säh er wieder einen Mädchen­Kopf und höre den Ruf»Betty, komm.« Er lächelte vor sich hin. Es war nur eine Erin­nerung die Gestalt annahm und doch klang der Zuruf in seiner Seele wei­ter. Man hatte sie von ihm wegrufen wollen. Ein Zufall, eine Laune natürlich. Aber in solchen Bildern spukt es mitunter vor. 32 Hier sind die Fenster vorhanden, aber Fontane schreibt nicht, wer ruft. Diese Seite beweist, dass die Details weder von Emma Lessing noch von Else von Ardenne sind. In ihrer Studie über die Stoffgeschichte gelingt es Karla Bindokat, über das Auftauchen und Verschwinden der Robbe(»Ot­tersund«) im 16. Kapitel die»Betty-komm- Szene«(im Gegensatz zum »Ruf«) auf die Geschichte Meerkönigs Töchterlein von Fontanes Tunnelkol­legen Heinrich Smidt zurückzuführen. 33 Diese Quelle bestätigt Fontane selbst man glaubt es kaum, indem er»das Wort Spielhagens ›Finden, nicht erfinden‹« in der Erinnerung an Smidt unterbringt. 34 Doch um die vielen Seiten zwischen dem Idyll in Hohen-Cremmen und dem tödlichen Ardenne-Hartwich-Duell zu füllen, brauchte Fontane einfach mehr Stoff, als der Skandal hergab. Von einem alten Fund berichtet der anfangs zitierte Brief an Hans Hertz: Fontane erinnerte sich an die Bekleidung eines jungen Mädchens in Thale. Damit konnte er Effi einkleiden, aber den Roman kaum fortsetzen. Wie