Heft 
(2018) 105
Seite
103
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The Making of Effi Briest Anderson 103 anwendet, aber schon 1864 aus Fouqués Lebensgeschichte als»Der eigent­liche Magnet in dir steht nach Norden« abgeschrieben hat. 72 Ob er Schle­gels Brief kannte, ist nicht belegt, aber es begründet Hülsens Ansehen und beschreibt dessen Situation in Nennhausen. »Noch muß ich melden, daß wir einen Besuch von einem Lieutenant von Fouqué gehabt haben, einem Zöglinge Hülsens, der schon einmal einige Gedichte von ihm an Friedrich[Schlegel] geschickt hat. Er ist ein großer Verehrer von dir, und hat, nach einer Szene, die er uns mitgetheilt hat: der gehörnte Siegfried in der Schmiede, zu urtheilen, welche uns allen recht gefallen, deine Sachen nicht ohne Frucht studiert. Einige andre Gedichte, die er mitgetheilt, gefallen mir nicht so, doch habe ich geglaubt, ihn mit gutem Gewissen aufmuntern zu können.[...] Die Nachrichten von Hülsen sind nicht die besten, er hat Nennhausen verlassen, weil eine Heirath mit einem Frl. von Luck, die er schon für aus­gemacht ansah, durch die Widersetzung der Eltern unmöglich gemacht worden, und ist zu seinem Freunde Berger in Holstein gegangen.[...] Seine Gesundheit so wie seine Stimmung muß durch diesen Verdruß sehr zer­rüttet worden seyn. Und es ist schlimm für ihn, daß ihm der Aufenthalt bey Herrn von Briest in Nennhausen, bey welchem das Frl. von Luck als Pflege­tochter lebt dadurch verleidet ist; er muß da wie in seiner Familie gewesen seyn. Frau von Rochow, die Tochter des Herrn von Briest, die uns zugleich mit Fouqué besuchte, hatte für die Erziehung ihrer Kinder auf ihn gerech­net, und war nun deshalb in Verlegenheit. Beyde waren von dem lebhaf­testen Interesse für Hülsen erfüllt.[...] Du kennst ihn nicht persönlich, und kannst also nicht ganz urtheilen, wie leid mirs um diesen herrlichen Menschen thun muß. Nun ist wohl so bald keine Aussicht ihn wieder hier zu sehen. Ich wollte, er könnte dich den Winter hier kennen lernen: es würde sehr wohlthätig für ihn seyn.« 73 Zusammen mit Gleichgesinnten hat Berger Hülsen zu einem Landwirt­schaftsbetrieb verholfen, aber auch dessen zweite Ehefrau ist nach einem Dreivierteljahr verstorben. 1808 heiratete Hülsen zum dritten Mal. Im April 1809 ging das Paar zu seinem Bruder nach Stechow, wo seine Tochter Ende Juli geboren wurde. Von Hülsens Rückkehr nach Stechow gibt das Kirchen­buch einen Hinweis: bei der Taufe seiner Tochter waren Friederike von Briest und Caroline von Fouqué die erste und zweite Patin. Am 3. Septem­ber traf sich Hülsen mit Fouqué und den Briests in Nennhausen. Sie wollten die alten Bande wieder knüpfen, aber am nächsten Tag erkrankte er, starb mit 44 Jahren am 24. September 1809 und wurde in Stechow begraben. Zeitlich passt Hülsens Schicksal nicht zu den zeitgenössischen Arden­ne- und Bethmann-Stoffen, aber es begründet den Einfall, Philipp August von Briest und viele Anleihen aus dessen Nennhausen wieder ins Leben zu rufen. Örtlich jedoch verbindet es Bethmann Hollwegs Brautwahl mit dem Ardenne-Stoff über das wenige Kilometer entfernte Stechow: in ihren