The Making of Effi Briest Anderson 105 »Der dritte Band, auf den ich bereits energisch losgehe, wird das Havelland behandeln. In Lehnin war ich neulich und das Material strömt von allen Seiten herbei. Nach Lehnin denk’ ich mich an Reckahne und später an Nennhausen zu machen; wenn Sie – aber erst im nächsten Frühjahr – geneigt wären, mich bei den betreffenden Familien zu introduciren, so würde ich Ihnen zu lebhaftem Danke verpflichtet sein.« 80 Nach fünfundzwanzig produktiven Jahren öffnete ihm der Hülsen-Fund einen neuen Zugang zu Fouqués romantischem Musenhof in Nennhausen. Weder für Nennhausen noch für Stechow gibt es einen Beleg für einen Besuch Fontanes. Ein möglicher Grund dafür geht aus dem Brief vom 23. Juni hervor, der Friedrich Hülsen bittet, eine Einladung durch Herrn von Bredow-Stechow zu erwirken: »Ich war Ende des vorigen Monats in Landin als Gast und habe von dort aus sämtliche Bredows der Friesacker Linie kennen gelernt, aber die Bredow=Bredows – mit denen ich eben erst eine Correspondenz eingeleitet – fehlen noch und von je mehr Seiten her ich der Nauenschen Bredow=Gruppe (wohin auch Stechow gehört) empfohlen werden könnte, desto besser. Doppelt hält gut. Beim Dorfe Stechow würde die Geschichte des Pfarrhauses über die des Herrenhauses wahrscheinlich weit hinaus wachsen. Der Hülsen-Stoff ist ganz eigenartig, dergleichen kommt doch nur sehr selten vor[...]«. Fazit: Stechow und Nennhausen gehörten zur ›falschen‹ Bredow-Linie. Fontane hat Wichard von Bredow-Bredow während seiner Kissinger Kur kennengelernt. Doch den Besuch in Bredow, den er am 14. September 1889 antrat, beschrieb er nüchtern: »Man empfängt mich gastlich, dennoch nehme ich wahr, daß ich mehr eine Störung als eine besondere Freude bin, so daß ich schon nach anderthalbtägigem Aufenthalt meinen Rückzug antrete. Ich werde nun die Bredowarbeit auf das ›Ländchen Friesack‹ beschränken.« 81 Die Gastlichkeit war schön, aber ein Problem, denn, wie er Martha Fontane am Tag vor der Reise nach Landin schrieb: »Ich will froh sein, wenn ich das alles in einer Woche bezwingen kann, wahrscheinlich dauert es länger, da jeder Einzelbesuch doch wahrscheinlich von einem Dejeuner etc. begleitet ist, wo dann halbe Tage hingehn ohne daß von meinem eigentlich Zwecke auch nur die Rede ist.« 82 Die Korrespondenz mit den Hülsens dagegen beschleunigte seine Fortschritte. Darum ist aus der Rivalität der beiden Projekte um seine kostbare Zeit der Roman als Sieger hervorgegangen. Noch etwas Unverhofftes bekam Fontane schon am 26. Juni 1889 von einem Bankbeamten namens Hammer, der kurz zuvor Prediger Jacobi in Kriele besucht hatte: »Ich bin so oft in Gegenden geraten, wo selbst Ihr Fuß vorüberzog, die aber doch so manches Wissenswerte, das der Veröffentlichung harrt,
Heft
(2018) 105
Seite
105
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten