Heft 
(2018) 105
Seite
106
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106 Fontane Blätter 105 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte ­bietet.[...] Ihre Wanderungen haben den Teil zwischen der Hamburger und Lehrter Bahn bisher noch nicht berührt; wenigstens habe ich nichts in Ih­ren Schriften gefunden. Wenn Sie mir nun gestatten, hochverehrter Herr, mit meinen kleinen Aufzeichnungen Ihnen dienen zu dürfen, so soll es für mich die größte Freude sein. Meine Bemerkungen betreffen[...] die Stechows auf Kotzen, woselbst mein Onkel Zimmermann Pastor ist. Von den Inschriften der Kotzener Kir­che, dem Grabe des Onkels des jetzigen Baron Hans von Stechow, auf dem Hohen Rott gelegen, den Ruhestätten derer von Bredow im Park von Stechow u.a.m. steht Ihnen alles gern zur Verfügung. Auch von Nennhau­sen, woselbst de la Motte Fouqué seine Undine dichtete, ist leicht etwas zu erlangen. Wenn ich Sie bitten darf, so ersuche ich Sie, sehr geehrter Herr, allergütigst auch diesem Flecken Erde Ihre Beachtung zuwenden zu wol­len.« 83 Am nächsten Tag ist Fontane in die Sommerfrische nach Kissingen ge­reist. In der Beschreibung der handschriftlichen Unterlagen zu Ländchen Friesack steht»[ Auf besonderem Umschlag: Nennhausen. Conf. Erich Hammer u. seinen Brief.]« 84 5. Die Kissinger-Anläufe, Juni-Juli 1889 Fontanes Sommerfrische in Bad Kissingen begann am 27. Juni und endete mit seiner Rückreise nach Berlin am 6. August 1889. Wahrscheinlich sind die ersten fünf der sieben Entwurfseiten, die Herrmann 1912 auf Rücksei­ten entdeckte, dort entstanden. 85 Ebenfalls in Kissingen sind die bereits genannten zehn Übergangsseiten, die erste gelungene Episode von Effi Briest entstanden. Allem Anschein nach diente die oben analysierte erste Entwurfsseite längere Zeit als Platzhalter für ein erstes Kapitel. Die fünf Entwurfseiten zerfallen in zwei Gruppen. Die erste von drei zur gleichen Zeit entstandenen Seiten ist»2. Kapitel« überschrieben und skizziert die Verlobung, Hochzeit und Hochzeitsreise. Die Namen des Brautpaars werden wie für eine Zeitungsannonce ausprobiert. Sehr bald entscheidet sich Fontane für ›Betty von Treskow‹ und ›Hugo von Pervenitz‹. ›Hugo‹ war zu der Zeit für Neugeborene beliebt, und unweit vom Dorf Bre­dow, das Fontane vorhatte, im September aufzusuchen, befindet sich das Dorf Perwenitz. ›Betty‹ ist, wie ›Else‹, eine Koseform von ›Elisabeth‹; ›v. Treskow‹ scheint instinktiv eingefallen zu sein, doch bald entschied Fonta­ne sich für ›v. Ottersund‹. Ottern schwimmen, ›Sund‹ heißt Meeresenge und zeigt wie Pfuel-Briest-Fouqué/ Undine nach Norden: eine nordische Nixe also. Auf der ersten Entwurfseite nach der Trauung heißt es:»Am anderen Morgen reisten sie ab; Bei Sonnenuntergang waren sie in Kroto­schin.« Dagegen machen Hugo und Betty von Pervenitz erst einmal eine