Heft 
(2018) 105
Seite
107
Einzelbild herunterladen

The Making of Effi Briest Anderson 107 sechswöchige Hochzeitsreise nach Italien, wie sie sich nur Reiche leisten konnten. Die sieben Entwurfseiten wären demzufolge erst nach der Beth­mann Hollweg-Hochzeit am 17. Juni 1889 entstanden. Wo Bethmanns ihre Hochzeitsreise verbracht haben, ist dem Verfasser nicht bekannt, aber sie dauerte fünf Wochen. 86 Die erste Spur von Hülsens ›Geschichte mit Entsagung‹ ist eine Bemer­kung oben auf der nächsten Seite. Da heißt es wie nebenbei:»Die Mama die besonders glücklich war und in dem Schwiegersohn aufging und eigent­lich bedauerte ihn versäumt zu haben(sie hätten in der That wundervoll zu einander gepaßt.« 87 Als nächstes schreibt Betty mehrere Reisebriefe an die Eltern. Am meisten erzählt sie von den Bildungsblößen, die sie sich gegeben habe, und Innstettens Reaktionen. Die Beispiele und Briefe sprudeln heraus und hö­ren mit der Überschrift»6. Brief. Pisa.« abrupt auf. Philologisch interessant sind diese sieben Entwurfseiten nicht nur als Skizzen, die später ausgeführt wurden, sondern auch wegen ihrer Stand­orte als Rückseiten in der Handschrift. Um jedes einzelne Blatt auf einen Blick zu bezeichnen, werden die Kapitel- und Blattnummern hier als Zah­len und getrennt durch einen Schrägstrich notiert. Zum Beispiel sind die ersten drei der sieben Entwurfseiten im 6. Kapitel als die Rückseiten von Blättern 8, 7 und 4 immer in umgekehrter Reihenfolge recycelt worden; hier werden sie als Rss. 6/8,7,4 bezeichnet. 88 Auf diesen drei Entwurfseiten werden Episoden in den Romankapiteln 3 bis 5 skizziert. Rss. 6/8,7 und 4 sind die informativsten, weil sie während verschiede­ner Arbeitsphasen ›recycelt‹ wurden. Im Urtext von 6/8 steht ›Waldemar‹; auf 6/7 fehlt ein Hinweis auf die Phasenzugehörigkeit, dadurch kompli­ziert, dass die Übergänge(ein weiteres Kriterium) zu 6/6 und 6/8 nicht nahtlos sind; wahrscheinlich wurde 6/7 geschrieben, um 6/6 und 6/8 mitei­nander zu verbinden; auf 6/4 liest man sogar ›Innstetten‹. Dieses Puzzle löst sich wie folgt auf: Waldemars Nachname ›von Griepenkerl‹ befindet sich nirgends im Urtext der Waldemar-Kapitel 6, 7 und 9, sondern nur in 4 und 5; folglich sind Kapitel 6 bis 9 vor Kapitel 4 und 5 in der Waldemar-Phase entstanden, und in der Ralph-Phase zuerst korrigiert worden.(Kapitel 8 ist nur in Emilie Fontanes Handschrift erhalten.) Trotz der Phasenverzöge­rung zeigt sich, dass Fontane die Entwurfseiten erst ›recycelt‹, nachdem er ihre Skizzen ausgeführt hat, und wenn nicht sofort, dann bald. So enthält Rs. 6/8 die Namengebung der Hugo-Phase, die beim Schreibbeginn am Briest-Roman nicht mehr gilt. Rss. 6/7 und 4 mit Briefen von der Hochzeits­reise wurden in der Ralph-Phase korrigiert/recycelt, weil Kapitel 5 mit den Reisebriefen erst nach den Kapiteln 6 bis 9 geschrieben wurde. Die nächsten Rss. 21/6 und 5 beginnen mit einem ungefähren Zitat von der ersten Entwurfsseite und überspannen Kapitel 6 bis 21:»Alles stand da, um die junge Frau zu begrüßen, von der man nur wusste, daß sie sehr