Heft 
(2018) 105
Seite
126
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126 Fontane Blätter 105 Rezensionen und Annotationen kann unmöglich geteilt werden, da das Jenseits(wie immer verstanden) aus dem Spiel bleibt. Grete Röders Buch zeichnet sich durch einen sehr klaren, gut struktu­rierten Aufbau aus. Viele Beobachtungen in ihrer Analyse von LAdultera und Quitt(und im letzten Kapitel auch in der kurzen, präzisen Analyse des Stechlin) sind überraschend und wertvoll. Die künftige Fontane-Forschung kann nicht um Grete Röder herum. Nicht überzeugend in Röders Buch sind jedoch die auf Schuld, Vergebung und Sinn gerichteten Schlussfolgerun­gen, die Fontanes Figuren in das Korsett eines positiven Glaubensbekennt­nisses zwängen. Der Protestantismus ist bei Fontane in der Tat reichlich vertreten. Diese Repräsentanz rechtfertigt jedoch nicht den Generalnen­ner»protestantischer Realismus«. Hans Ester Wolf-Rüdiger Wagner: Effi Briest und ihr Wunsch nach einem japanischen Bettschirm. Ein Blick auf die Medien- und Kommunikationsstruktur des 19. Jahrhunderts. München: kopaed 2016. 163 S. 16,80 I. Kontextualisieren gilt nicht umsonst als eine der Kardinaltugenden litera­turwissenschaftlichen Arbeitens, erschließt es doch einerseits diejenigen Wissensbestände aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen und kulturel­len Teilbereichen, die die Literatur selbst auf im besten Falle innovative Art und Weise weiterverarbeitet und zusammenführt, und bewahrt anderer­seits zugleich davor, die Historizität literarischer Texte zugunsten bisweilen aufgesetzter Aktualisierungen aus dem Blick zu verlieren. Eine solche Kon­textualisierung unternimmt Wolf-Rüdiger Wagner für Fontanes Effi Briest hinsichtlich der»Medien- und Kommunikationskultur«, wie sie in der zwei­ten Hälfte des 19. Jahrhunderts anzutreffen ist. Dabei geht es allerdings weniger darum, etwas zu einem neuen, vertieften oder einfach besseren Verständnis des Romans beizutragen, als vielmehr umgekehrt, den Roman als Quelle für eine Rekonstruktion der Medien- und Kommunikationskultur der Entstehungszeit zu nutzen, da»Hinweise auf die Kommunikationskul­tur und auf einzelne Medien[] in dem Roman direkt und indirekt viel häu­figer« auftauchen,»als man auf den ersten Blick erwarten würde«(S. 15), und zwar allesamt solche,»die für die zeitgenössische Leserschaft selbst­verständliche Bestandteile ihrer Lebenswelt waren«(S. 14). Diese Konzentration auf zeitgenössische Quellen hat allerdings zur ­Folge, dass die für viele der unternommenen Rekonstruktionen höchst ­einschlägige literatur-, medien- und kommunikationswissenschaftliche ­Forschung weitgehend ausgeblendet bleibt. Um es an nur zwei Beispielen