Heft 
(2018) 105
Seite
142
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142 Fontane Blätter 105 In memoriam Helmuth Nürnberger (Schleswig-Holstein ist im Sommer ein schönes Land, aber der höchste Punkt über dem Meeresspiegel, ganz in unsrer Nähe, misst 47m...).« Hier in der Erfahrung der Dislozierung wird jenes Junktim von Topos und Sprache greifbar, die vielleicht eine Kernerfahrung von Helmuth Nürn­berger war. Wer Helmuth Nürnberger begegnete, war mit fast jedem Satz aus seinem Munde, mit jeder Anekdote, jedem Wortspiel eingeladen, jene andere Welt, die für Helmuth Nürnberger vielleicht Prag geheißen haben mag, auf den Resonanzböden der Sprache zu suchen. Es war eine Chiffre für jenes Reich Kindheit, das Ernst Bloch mit dem Begriff Heimat umschrie­ben hat. Für den in Berlin gestrandeten jungen Mann aus Böhmen war es zu einer Stil- und Lebensfrage geworden. »Es geht um den Umbau der Welt zur Heimat, ein Ort, der allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war.«(Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, S. 334) Als wir uns zuletzt verabschiedeten an einem grauen Oktobertag in Freienwill, trug Helmuth Nürnberger, völlig kontrafaktisch, ein weißes Lei­nenjackett. Sein traurig verschmitztes Lächeln werde ich nicht vergessen. Was bleibt, ist Dankbarkeit.