Heft 
(2018) 106
Seite
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Fontane in der zeitgenössischen österreichischen Presse  Rasch 33 modernen Vorstellungen von Rembrandt als Erzieher offen sympathisiert, hat das Anfang der 1890er Jahre viel diskutierte Buch es erreichte 40 Auflagen in zwei Jahren! Fontane zu einer bissigen Parodie angeregt, die unter dem Titel Nante Strump als Erzieher 1890 in Fritz Mauthners Wo­chenschrift Deutschland erschien. Für Fontane war das Buch schlicht und ergreifend»geistreichtuender Blödsinn«. 19 Ob von Thaler 1890 zu den deutschen»Nachtretern« Zolas auch Theodor­Fontane zählte? Wir wissen es nicht. Es fällt jedoch auf, dass er keinen der gesellschaftskritischen Romane Fontanes besprochen hat. Mit Ellernklipp endeten 1882 offenbar von Thalers Sympathien für den preußischen Dich­ter, mit seinem nächsten Roman LAdultera hatte Fontane möglicherweise eine rote Linie überschritten, die zum»Ordinären«. Die Presse. Wien. Nr. 96, 6. April 1871,[Beilage:] Local-Anzeiger der»Presse«, S. 14–15 In französischer Gefangenschaft. »K r i e g s g e f a n g e n.« Erlebtes 1870. Von Th. Fo n t a n e. Berlin 1871. Verlag der königl. geh. Ober-Hofbuchdruckerei. R. v. Decker. Hinter dem deutschen Heere, das nach Sedan seinen Siegesmarsch unauf­haltsam gegen Paris fortsetzte, zog wie so viele andere Journalisten und Schriftsteller auch Th. Fontane wohlgemuth durch Frankreich. Er wollte nicht blos Schlachten, sondern auch historische Orte sehen, und die Lust, den Geburtsort der Jungfrau von Orleans zu besuchen, trieb ihn Anfangs October von Toul aus nach Domrémy. Dort ward er als vermeintlicher Spi­on verhaftet, wobei er in offenbarer Lebensgefahr schwebte und blieb bis Ende November in französischer Kriegsgefangenschaft. Die Erlebnisse und Beobachtungen während derselben lieferten ihm den Stoff zu einem anregenden, frisch geschriebenen Buche, das einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Kenntniß französischer Zustände bietet. Zuerst ward Fontane nach seiner Festnahme in Domrémy nach Nefcha­teau, von dort nach Langres, dann auf die Citadelle von Besançon geführt. Die ersten fünfzehn Tage seines Aufenthalts in dieser Festung mußte er im Militärgefängniß zubringen, dessen aus badischen Soldaten und französi­schen Sträflingen zusammengesetzte höchst gemischte Gesellschaft er mit guter Laune beschreibt. Der reiche Bijouterie-Fabrikantenssohn aus Pforz­heim, der für sein Geschäft schwärmt und der französische Hülsenfrucht­händler, der aus Cousins Übersetzungen die griechischen und römischen Classiker kennt, sind die hervorstechendsten Figuren des kleinen Kreises. Gelungen ist auch die Geschichte von dem badischen Oberländer, der nach