Heft 
(2018) 106
Seite
60
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60 Fontane Blätter 106 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Abb. 12–14. Eine Bilder­­reihe als Angst-Verstärker: das ausgestopfte Krokodil im Hausflur der persische Fürst im Bilderbuch die Flagge mit dem chine­­sischen Drachen in Kessin (das Krokodil, der Lindwurm). Der Chinese lässt Effi nicht mehr los. Als das Paar Kessin verlässt und in Berlin eine neue Wohnung in der Keithstraße bezieht, scheint der Alptraum zu weichen. Da aber taucht der unheimliche Fremdling nach einigen Wo­chen unversehens wieder auf, wie durch einen billigen Trick aus dem Porte­monnaie Johannas hervorgezaubert. Gatte Geert macht Effi darauf auf­merksam, dass das Hausmädchen das Bildchen mitgenommen habe, und löst damit zufällig oder gewollt wieder eine tiefe Beunruhigung in ihr aus, so dass sich Effi überlegt, eine Art Gegenzauber anzuwenden: Johanna soll das Bild verbrennen oder mit einem Heiligenbild neutralisieren. Sie lässt es dann aber lieber bleiben, weil sie sich nicht lächerlich machen will. »Ja, die arme Effi!« 61 Effis Leben ist von Anfang an vom Unheimlichen gezeichnet, der Spuk um den Chinesen ist im Grunde bloß ein Gruseleffekt fürs Panoptikum. Das wirklich Unheimliche sucht Effi im gewöhnlichen Leben heim: Sie wird ahnungslos gehalten, sie wird zwangsverheiratet, verraten. Sie wird aus der Familie ausgestoßen, ihr wird ihr Kind wegge-