Christiane Barz im Gespräch mit Peer Trilcke 85 Mit der Wünschelrute auf Wanderung Christiane Barz, Kuratorin der Ausstellung fontane.200/Brandenburg – Bilder und Geschichten, im Gespräch mit Peer Trilcke Am 7. Juni 2019 eröffnet im Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte eine Sonderausstellung zum Fontane-Jahr fontane200. Kuratiert wird die Ausstellung, die sich Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg widmen wird, von Christiane Barz. Für die Fontane Blätter sprach Peer Trilcke mit ihr über die Arbeit an der Ausstellung, über die Wanderungen als Methode, über Reporter, Prinzessinnen und Wünschelruten – und über das Ausstellen von Leerstellen. Peer Trilcke: Sie arbeiten derzeit intensiv mit Fontane-Objekten, mit Werkmanuskripten, Lebenszeugnissen, mit Zetteln, Skizzen oder mit den seit 2011 an der Theodor Fontane-Arbeitsstelle edierten Notizbüchern. Welches Objekt hat Sie zuletzt verwundert oder auch irritiert? Christiane Barz: Es sind sogar zwei, das erste ist unoriginell: Es sind, ganz allgemein, die Notizbücher, die als Arbeitsmittel und Fundus ohnehin von großem Reiz sind, aber im Hinblick auf die Wanderungen durch die Mark Brandenburg noch einen besonderen Reichtum entfalten. Es ist unglaublich beglückend, wenn man zu einer Skizze, die Fontane in eines seiner Notizbücher gezeichnet hat, das Original findet, ein Gemälde etwa, das er sich mit der Skizze gewissermaßen erinnerungsgerecht gemacht hat. Hinzu kommt, dass die Notizbücher Fontanes Recherchereisen für die Wanderungen ungemein plastisch, konkret werden lassen. Es gibt in den Notizbüchern zum Beispiel Listen, in denen sich Fontane notiert hat, was er auf eine ›Wanderung‹ mitnehmen muss: ›etwas Wäsche‹, ›Federn‹, ›Beinkleider‹, ›Hemdknöpfe‹, ›Briefpapier‹ oder Ähnliches. 1 Auch notiert er sich seine Ausgaben, da steht dann etwa ›Kaffee und Kuchen für so und so viel‹, ›für den Kutscher das und das‹ oder ›Trinkgeld im Schloss‹. 2 Die Notizbücher dienten aber nicht nur für alle erdenklichen Formen der Dokumentation, sie waren auch konkretes Werkzeug: Einmal hat Fontane sein Notizbuch als Maßeinheit benutzt, er hat also ein Objekt, das ihm auf einer
Heft
(2018) 106
Seite
85
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten