Christiane Barz im Gespräch mit Peer Trilcke 87 PT: Könnte man dann, auch in Abgrenzung zu den Romanen, nicht sagen, dass Fontane in den Wanderungen Wirklichkeit erfindet, was sich ja erst einmal paradox anhört. Ich denke da zum Beispiel an das Kapitel An Bord der»Sphinx«, ebenfalls aus dem Spreeland-Band, in dem Fontane eine Schifffahrt von Köpenick bis Teupitz beschreibt. 6 Es gibt dazu Aufzeichnungen in einem Notizbuch; bei uns im Theodor-Fontane-Archiv gibt es zudem die handschriftliche Ausarbeitung zu dem Kapitel. 7 Da gibt es Szenenskizzen, Wortlisten, Protokolle, in denen Spuren der Reise, die Fontane gemacht hat, die er erlebt hat, gespeichert sind – und aus denen heraus er dann im Schreibprozess diese Reise wieder erfindet. TheodorFontane-Archiv, Signatur: Kd 4 © TheodorFontane-Archiv CB: Wobei das bereits auf der Reise beginnt. Es gibt im Notizbuch, das Fontane mit auf diese Schifffahrt nahm, zahlreiche Passagen, die er bereits in einem elaborierteren erzählerischen Gestus niedergeschrieben hat. Das Wiedererfinden oder eher: das Gestalten der Wirklichkeit beginnt also schon an Bord, schon kurz nach den Erlebnissen. Dabei lässt sich das gar nicht trennen von der erzählerischen Komposition des Textes, der aus dieser Reise hervorgehen soll. Neben so hinreißenden Wortsammlungen wie der mit seemännischen Ausdrücken, die sich in diesem Notizbuch findet, strukturiert Fontane seine Aufzeichnungen bereits im Notizbuch immer wieder. Er entwirft und erprobt also einen Erzählfluss.
Heft
(2018) 106
Seite
87
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