120 Fontane Blätter 106 Labor durch ein tierisches Attribut des Wahrnehmens wie ›wittern‹ angezeigt werden, müssten in einem weiteren Überarbeitungsprozess noch einmal evaluiert werden. Schließlich – und hierbei handelt es sich um ein Hinterfragen der generellen Methode – darf nicht vergessen werden, dass es sich bei quantitativen Textanalysen um Praktiken des distant reading handelt. 8 Die Aussagekraft verbleibt ohne den weiteren Textbezug im Verfahren des close reading 9 im Hypothetischen. Es ist daher sinnvoll, nach der digitalen Datenerhebung eine nähere(literatur-)wissenschaftliche Betrachtung folgen zu lassen. 4. Ausblick Die hier präsentierten Ergebnisse quantitativer Textanalysen sind als Impulse zu verstehen, die im literaturwissenschaftlichen Sinne qualitativ weiterverarbeitet werden müssen. Sie sind als Indizien zu verstehen, die es weiterzuverfolgen gilt. Sie können beispielsweise bisher eher intuitive Lesarten unterstützen und bei der Analyse behilflich sein, etwa im Hinblick auf das empirische Faktum, dass in Cécile besonders ausgeprägt ›gesehen‹ wird. Gleichzeitig sind die Ergebnisse auch an das Lesepublikum gerichtet, dem es nun möglich ist, die Romane erneut und nun unter einem besonderen Fokus zu lesen und so womöglich neu zu erfahren. So etwa, wenn es um die in den empirischen Daten offensichtliche, interpretativ noch zu erkundende Tatsache geht, dass die Akustik in Grete Minde eine besondere Rolle spielt. Die in der Datenanalyse erhobenen Informationen können also auch als ›Lesefolie‹ für den Rezipienten dienen.
Heft
(2018) 106
Seite
120
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