Theodor Fontane w wietle faktów i interpretacji Hudzik 159 ästhetischer Erfahrung. Die Sozialtopografie macht die Stadt lesbar – der Sinn des Lebens in der Großstadt erschließt sich aber nur dem Leser, der die ästhetisch verschlüsselte Schrift des urbanen Realismus entziffern kann. Die Adressen fungieren dabei als topografische und fiktionale Merkzeichen. Sie sind der Schlüssel für die topografische Wahrnehmung der Stadt und ihre ästhetische Rekonstruktion im Roman. Adressen machen die soziale Topografie der Stadt lesbar; als Teil der Fiktion schaffen sie Erzählräume, in denen fiktive Personen in fiktive Handlungen verwickelt werden, deren Möglichkeiten und Grenzen durch die soziale Topografie – in letzter Instanz: durch die Adressen – bestimmt werden. Lutz Winckler Theodor Fontane w wietle faktów i interpretacji. Hrsg. von Jan Pacholski. Wrocław: Quaestio 2017. 402 S. Der im vorigen Jahr erschienene Sammelband Theodor Fontane w wietle faktów i interpretacji(Theodor Fontane im Lichte der Tatsachen und Interpretationen) ist das Resultat der Tagung zum Thema»Theodor Fontane – das Werk und seine polnische Rezeption«, die vom 9. bis zum 10. April 2014 an der Universität Breslau(Uniwersytet Wrocławski) stattfand. Sie wurde vom Lehrstuhl für Literaturdidaktik des Germanistischen Instituts gemeinsam mit der Theodor Fontane Gesellschaft e.V., dem Theodor-FontaneArchiv, dem Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Breslau und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit organisiert. Die Veröffentlichung sowie die Tagung setzten sich zum Ziel, dem breiteren polnischen Publikum das Œuvre des märkischen Dichters näherzubringen. Das Thema seiner Rezeption in Polen ist keineswegs unbekannt und hat eine lange Tradition – an dieser Stelle sei etwa erinnert an die Konferenzschrift Fontane und Polen, Fontane in Polen(hrsg. von Hugo Aust und Hubertus Fischer, Würzburg: Königshausen& Neumann 2008). Auf Polnisch jedoch gab es bisher keine Publikation dieser Art. Der Sammelband besteht aus 19 Beiträgen, die gut durchdacht zusammengestellt wurden, um Theodor Fontane der polnischen Leserschaft vorzustellen. Das Buch ist dem vor einiger Zeit verstorbenen Dr. Manfred Horlitz(1930–2014) gewidmet, der als langjähriger Direktor des Theodor-Fontane-Archivs in der komplizierten Wendezeit die Kontakte zu Polen pflegte und polnische Forscherinnen und Forscher hilfsbereit unterstützte. Vielleicht nicht zuletzt wegen seiner Familiengeschichte – er wurde in Nowa Sól geboren und infolge der Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland umgesiedelt. Den Band eröffnet das Vorwort von Gottfried Zeitz, dem Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, der übrigens als Fontane-
Heft
(2018) 106
Seite
159
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