Theodor Fontane w wietle faktów i interpretacji Hudzik 161 Beispiel in Vor dem Sturm oder Quitt, erwähnt aber auch Fontanes Faszination für den Norden – für nordische Mythen, Landschaften und Geschichten. Sie verortet seine Werke im Kontext des bürgerlichen Realismus und versucht auch eine komparatistische Perspektive zu entwickeln, indem sie Effi Briest mit Tolstois Anna Karenina, Flauberts Madame Bovary und Zolas Nana vergleicht. Im Text nennt sie auch Thomas Mann und Günter Grass, in deren Werken sie nach Auseinandersetzungen mit Fontanes literarischem Erbe sucht. Zwei weitere Aufsätze stellen Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg vor. Monika Wolting(Uniwersytet Wrocławski) beschäftigt sich mit der Kategorie der Bewegung im Raum und analysiert das Kapitel Zorndorf im zweiten Band. Den theoretischen Hintergrund ihrer Überlegungen bilden die Arbeiten von Barbara Piatti zur Geographie der Literatur und von Katrin Dennerlein über die Narratologie des Raumes. Aus diesen Ansätzen leitet sie ihre Interpretationsinstrumente ab und bemerkt, dass sich bei Fontane historische Ereignisse mit Mythen und Legenden vermischen würden, was das Raummodell im Text beeinflusse. Der Erzähler bediene sich geographischer Koordinaten, die er mit Metaphern und Zitaten aus Gedichten ergänze. Dabei schenke er immer wieder besondere Aufmerksamkeit der Bewegung – dem Reisen oder einfach dem Sich-Fortbewegen z.B. mit der Kutsche, was für Wolting ausschlaggebend für die Raumkonstruktion bei Fontane sei. Der Aufsatz von Artur Robert Białachowski(Uniwersytet Wrocławski) bietet hingegen einen kritischen Kommentar zu der polnischen Übersetzung der Auszüge aus dem zweiten Band der Wanderungen an, die im Jahre 2000 erschien und 24 von 79 Kapiteln umfasst. Der Autor beginnt mit distant reading, stellt Diagramme zusammen, die die Häufigkeit der Erwähnung der Wanderungen in der deutschsprachigen Literatur in den Jahren 1860–2000 präsentieren, auch im Vergleich zu Fontanes anderen Romanen, und versucht anhand der Visualisierungen die Schwankungen im Interesse an diesem Werk zu deuten. Dann geht er zu close reading der Übersetzung über, um die interpretatorischen Entscheidungen der Übersetzerin zu analysieren. Am Beispiel der Wortwahl stellt er fest, dass man die märchenhafte Stilisierung im Polnischen eliminiert und stärker die historische Dimension des Ausgangstexts betont habe. Die beiden nächsten Beiträge bilden wieder einen thematischen Block, handeln vom Polenthema in Fontanes Schaffen und polemisieren an manchen Stellen gegeneinander. Wie czysław Niemirowski(Uniwersytet Marii Curie-Skłodowskiej in Lublin) widmet sich diesem Aspekt im Lichte der Korrespondenz und Publizistik von Fontane. Zunächst systematisiert er den umfangreichen Forschungsstand zu dieser Problematik, insbesondere seit den 1970er Jahren habe man sich mit Polen in der Fontane-Forschung intensiv beschäftigt – betont werden u.a. die Arbeiten von Dietrich Sommer,
Heft
(2018) 106
Seite
161
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