Heft 
(2018) 106
Seite
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166 Fontane Blätter 106 Rezensionen und Annotationen von Effi Briest in der Regie von Hermine Huntgeburth aus dem Jahre 2009 mit Julia Jentsch in der Rolle der Effi. Banachowicz geht zunächst auf die vorigen vier Verfilmungen des Romans ein(von Gustav Gründgens 1939, von Rudolf Jugert 1955, Wolfgang Luderer 1968 und von Rainer Werner­Fassbinder 1974). Der neueste Film, wie Banachowicz bemerkt, interpre­tiert Fontanes Roman als Geschichte der Emanzipation und Selbstentde­ckung einer Frau, hebt die Spannung zwischen der Mutter und der Tochter hervor, intensiviert die intime Beziehung der Figuren und als Folge der ausgewählten Lesart verändert das Ende: Effi stirbt auf der Leinwand nicht, sondern nimmt eine Arbeit in der Bibliothek auf und wagt den Schritt ins neue Leben. Die Autorin analysiert den Film und seine Rezep­tion in Deutschland. Die letzten zwei Beiträge beschäftigen sich mit den schlesischen Kontex­ten im Werk von Fontane. Der Aufsatz des Herausgebers Jan Pacholski (Uniwersytet Wrocławski), eine ergänzte Version eines der Kapitel in seiner schon erwähnten Fontane-Monographie, handelt von der Beziehung des märkischen Dichters zu Schlesien und zum Riesengebirge vor dem Hinter­grund der Entwicklung der Kurortkultur im 19. Jahrhundert. Der letzte Text von Dagmar Gollasch-Golly, Adrian Golly und Jan Kunce(Uniwersytet Wrocławski) ist ein Bericht über den Studentischen Wissenschaftskreis der Germanisten(Studenckie Koło Naukowe Germanistów SKNG), der an der Universität Breslau von Pacholski betreut viele Aktivitäten in Bezug auf das Leben und Werk von Fontane unternimmt. Es ist sehr erfreulich, von den vielen Seminaren, Workshops und Studienreisen zu lesen, die von der jungen Generation der künftigen Germanistinnen und Germanisten veran­staltet wurden. Man kann den Eindruck bekommen, dass Fontane für sie zu einem Wegweiser wurde, der sie durch die deutsche Geschichte und Litera­tur führt. Der Sammelband enthält mehr als vierzig Fotografien; die meis­ten von ihnen ergänzen und illustrieren die Feldforschungsarbeiten der Studierenden und deren Wanderungen auf den Spuren von Fontane. Der Sammelband Theodor Fontane w wietle faktów i interpretacji ist sicherlich eine Bereicherung für die Fontane-Rezeption in Polen und ein Dokument der intensiven Auseinandersetzung mit seinem Werk unter den polnischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von verschiedenen universitären Zentren. Er vermittelt viele wichtige Informationen zur Ein­führung in das Leben und Werk Fontanes, bietet ansatzweise eine breite Palette von Interpretationsmöglichkeiten an sowie verweist auf For­schungsfelder, die noch weiterentwickelt werden können und auf Werke, für die es lohnend wäre, ins Polnische übertragen zu werden. Daher schei­nen besonders wichtig die Aufsätze zu sein, die auf die Probleme der Über­setzung eingehen und Fontanes Werke auf Polnisch kritisch kommentieren. Großes Interesse erwecken auch die Beiträge, die sich mit der Wirkung von Fontane in Gegenwartsliteratur und-kino beschäftigen und dadurch die