170 Fontane Blätter 106 Rezensionen und Annotationen 20 Taler aufgestockt( Tunnel- Protokoll). Der von Fontane nach Dresden transferierte Betrag ist dagegen überall mit 21 Talern angegeben(S. 438 f), eine Merkwürdigkeit, die Eva Chrambach nicht kommentiert. Am 16. Juli 1855 teilte Julius Pabst in einem Brief an Julius Hammer mit, er habe gemeinsam mit Fontane eine»Anzahl[...] geeigneter Männer« zum Zusammentritt zu einem provisorischen Komitee veranlasst, zählt ihre Namen auf, teilt aber nicht mit, dass es sich bei diesem Kreis um das bereits 1852 gegründete Rütli handelte, das sich ohnehin wöchentlich versammelte, das sich auf der Sitzung vom 14. Juli 1855 durch Fontane über den Dresdner Aufruf zur Gründung einer Schiller-Stiftung hatte informieren lassen und aus dem heraus sich am 21. Juli 1855 während eines Treffens in Fontanes Wohnung der provisorische Vorstand des Berliner Zweigvereins der Deutschen Schillerstiftung konstituierte. Aufschlussreich ist der Brief vom 21. September 1855 an Julius Hammer, in dem Julius Pabst über den Beginn der Tätigkeit des Berliner provisorischen Komitees berichtete und eingestehen musste, dass er in diesem Kreis eine Minorität von nur einer Stimme bildete und sich gegen die Meinung der anderen nicht zu behaupten vermochte(S. 457). Offenbar war Pabst trotz seiner Beziehungen zu den DresdnerInitiatoren bei der Gründung des Berliner Zweigvereins nicht mehr als eine Randfigur. Die Darstellung, die Fontane in seinem Schreiben an Storm vom 22. Juli 1855 gegeben hat, ist sicher zutreffend. Fontane berichtete dem in Potsdam lebenden Freund, den er für die Schiller-Stiftung gewinnen wollte, dass sich der in Dresden tätige provisorische Vorstand in seinem Bemühen, eine Filiale in Berlin zu initiieren, an seinen Kollegen Dr. Pabst gewandt hatte, und dieser an ihn. Er selbst habe die Sache am 14. Juli im Rütli zur Sprache gebracht, und am 21. Juli sei die Konstitution des provisorischen Berliner Komitees erfolgt. Nach seiner Übersiedelung nach Dresden engagiert sich Julius Pabst zwar weiterhin für die Schillerstiftung, sein Verkehr mit den Vorstandsmitgliedern des Berliner Zweig-Vereins riss allerdings ab. In dem ganzen dicken Band – und auch nirgends sonst – fand sich ein Hinweis darauf, dass Pabst nach dem 1. Januar 1856 die Korrespondenz mit Bormann, Kugler, Eggers, Merckel, Lepel oder Fontane fortgesetzt hätte. Lediglich mit Ludwig Metzel, seinem früheren Vorgesetzten in der Centralstelle für Preßwesen, wechselte er noch einige Briefe. Eggers und einige andere Freunde standen am Zug, als Pabst aus Berlin abreiste. Die Aufmerksamkeit galt aber nicht ihm, sondern Otto Roquette, der die Festtage in Berlin verbracht hatte und zufällig mit demselben Zug nach Dresden reiste(S. 479). Fontane war nicht unter dem Geleit, er befand sich seit Ende September in London. Diese Passagen der Edition von Eva Chrambach sind für die Forschung zu Fontane von Interesse. Einige Fehler und Versehen kann man der Herausgeberin nicht vorhalten, da sie sich auf den aktuellen Forschungsstand
Heft
(2018) 106
Seite
170
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