Heft 
(2019) 107
Seite
13
Einzelbild herunterladen

Familienanzeigen  Rasch 13 Der Brauch, Familiennachrichten in die beiden Berliner Tageszeitungen zu setzen, war erst relativ spät eingeführt worden.»Die ersten Bekanntma­chungen wichtiger Familienereignisse bringt das 8. und 9. Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und ganz allmählich hat sich dann die Sitte, Familien­nachrichten in die Zeitungen zu bringen, eingebürgert.« 11 Vor allem waren es zunächst Auswärtige, die auf diese Weise ihre Berliner Familienange­hörigen, Freunde, ehemalige Vorgesetzte und Kollegen informierten. In­nerstädtisch wurde die frohe Botschaft persönlich, durch Boten oder durch kurze Kartenmitteilung überbracht. Im Januar 1820 wurden in der Zeitung insgesamt lediglich 37 Entbindungen angezeigt. Davon stammt der größte Teil, nämlich 30, aus allen möglichen Orten und Örtlichkeiten des König­reichs Preußen: von Wesel bis Breslau, Danzig, Stettin, kleinen und kleins­ten Ortschaften Brandenburgs, Pommerns, Oberschlesiens. Überwiegend waren es höhere Offiziere, Staats- und Hofbeamte, mitunter Landjunker, die die Geburt ihres Sohnes oder ihrer Tochter anzeigten. Das mag auch den hohen Anteil erklären, den die Vertreter von Adelsfamilien bei diesen Inseraten einnehmen. Fast die Hälfte(insgesamt 17) waren Repräsentanten von Adelsgeschlechtern. Nur sieben Berliner Väter zeigten im Januar 1820 die Geburt ihrer Sprösslinge an. 12 Ob Louis Fontane später auch die An­kunft von Fontanes Geschwistern in einer Zeitung bekanntgab, ist fraglich. Bislang ist keine weitere Anzeige aufgetaucht. Fontane selbst hat die Ge­burt seiner eigenen Kinder offenbar ebenfalls nicht in Berliner Blättern an­nonciert. Die Anzeige aus dem Jahr 1820 ist nicht die einzige aus dem Kreise der jungen Familie. In die Spenersche Zeitung hatten Fontanes Eltern schon neun Monate vor seiner Geburt ein Inserat rücken lassen. 13 Darin zeigen sie die erfolgte Eheschließung sowie ihren Umzug nach Neuruppin an: Unsere am 24. März d. J. vollzogene eheliche Verbindung, so wie unsere Abreise nach Neu-Ruppin, zeigen wir unsern lieben Verwandten und Freunden hiemit an, und empfehlen uns Ihrem ferneren Wohlwollen ergebenst. Ludwig Fo n t a n e, Apotheker. Emilie Fo n t a n e, geb. Labry. Streifen wir eine letzte Frage, die nämlich, warum Fontanes Vater nicht in der(heute noch allen Fontane-Lesern wohlbekannten) Vossischen Zeitung inserierte, sondern in der anderen großen politischen Zeitung Berlins, der Spenerschen. Dabei dürfte eine Rolle gespielt haben, dass sich beide Zei­tungen damals von ihrem Leserkreis und gesellschaftlichen Rang deutlich unterschieden.»Die Vossische Zeitung war von jeher mehr das Blatt des