74 Fontane Blätter 107 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte ­Textredaktion im Blick wie deren Verwertung und zögerte nicht, Verant­wortlichkeiten zu verteilen. […] 10. Die Redaktion der ausgewählten Späne zum Abdruck wird einem einzelnen Mitgliede oder einem Komitee übertragen. […] 16. Kein Besitzer des Werkes ist befugt, dasselbe ganz oder in einzelnen Stücken, ohne Einwilligung des betreffenden Verfassers, oder(in des­sen Abwesenheit von Berlin) des Vereins, anderweitig im Druck er­scheinen zu lassen. […] 18. In jeder ferneren Sitzung wird, nach erfolgter Vorlesung des Spans und lebendiger Debatte, nur darüber abgestimmt, ob der Span zu redi­giren oder dem Verfasser zurückzustellen seÿ.[…] 27 Das waren Paukenschläge. Der Arzt Adolf Löwenstein(›Hufeland‹) und der Bänker Ludwig Lesser(›Petrarka‹), beide Tunnel-prominent, reagierten, andere auch, Merckel legte nach, die Tunnel-Majorität moserte respektvoll weiter – bis der Sekretär nutzte, was ihm zu nutzen zustand: das letzte Wort. In seinem Protokoll zur Sitzung vom 20. März 1842 dokumentierte er für die Vereinsannalen, dass Immermann»seinen Antrag gänzlich zurück« genommen habe, und setzte maliziös hinzu: […] Da nunmehr kein bestimmter Antrag vorlag,[…] so fing man ab ovo an […] eine Konkurrenz von schriftlichen Ideen zur Begründung eines Versuchs einer Theorie über die Philosophie der Möglichkeit einer nä­heren Beurtheilung der Frage[zu verhandeln – R.  B.], ob, wie, wann, und von was zu seiner Zeit irgend Etwas gedruckt werden könnte, ohne daß man sagen dürfte, es seÿ Etwas gedruckt worden.[…] 28 Merckel hatte Signalleuchten in den Vereinshimmel gefeuert – und der war bereit, sich an deren Strahlen zu erfreuen, kurz: Immerhin erhellte es seine literarische Leistungskraft, sah sie gewürdigt und befand sie verwertbar. Der sie entzündet hatte, verstand sein Handwerk aufs Wort. Und dieses Wort drang auf Akzentverschiebung der Vereinszwecke.»Wir müssen nur immer im Auge behalten«, eiferte Merckel,»daß wir um der Poesie willen verbunden sind, nicht um Sommertunnel oder Eulenspiegel= und Stif­tungsfeste zu celebriren.« 29 Also nicht bloß unterhaltende, sondern pro­duktive Geselligkeit, nicht Quantität, sondern Qualität, nicht zeitlose Ver­einsmeierei, sondern historisch gewachsener poetischer Verbund. Die Späne(Beiträge) seien ein Maß, an dem man sich messen lassen müsse – nicht die»pragmatische Geschichte des Vereins« interessiere, sondern de­ren literarischer Ertrag. Hier sah er, was den Tunnel auszeichne, hier glaubte er dessen zeitgemäße, weil aus der Zeit gewachsene Hebelkraft: