Zum Status des Vereinssekretärs  Berbig 75 […] Den Geist so verschiedener Zeiten, die Individualität so verschiede­ner Männer, die mannigfachen Richtungen und Anschauungsweisen, selbst das Chaos von Stoffen, Alles dies kennen lernen zu wollen, kann nichts weniger als eine Tendenz des Vereins über den Haufen werfende Neuerungssucht seÿn.[…] 30 Ja, Merckel ging sogar so weit, dass er forderte,»weder ästhetische, noch spekulative Rücksichten zu nehmen« 31 . Als Sekretär wusste er sich wie eine Spinne in der Mitte des Netzes von Archiv, finanziellen Mitteln, medialen Kontakten und Statuierungen. Er trat nicht auf als literarischer Innovator, aber als beabsichtigter Revisor und Renovator des literarischen Vereins. Indem er seine Intentionen vom Stammtisch fortrückte und dem Rechts­diskurs annäherte, sicherte er ihnen Ernsthaftigkeit. Sie wirkte auch wei­ter, als dieser erste Anlauf gescheitert war. Die Mehrheit im Verein verarg­te ihm den Vorstoß nicht, wenn sie dessen Tragweite auch verkannte. 32 Am 9. Oktober 1842 ballotierte man ihn zum Haupt: mit 13 gegen 6 Stimmen. Und alles blieb, gewissermaßen, in Familie, denn zum Sekretär wurde sein Schwager Heinrich von Mühler gewählt … – aus dem»Schmierer« war ein »Regierer« 33 geworden. 3 Doch keine Frage: Das Haupt Merckel blieb blass, aller Glanz lag beim Se­kretär Merckel. Kaum hatte der am 20. Oktober 1844 die Feder wieder zwi­schen den Fingern, arbeitete er schreibend an seinem Verein. Er zeichnete ihn nachgerade hinein in den protokollarischen Text und verwandelte sich dabei zu einer Figur wachsender Wirkung. Er literarisierte die Gattung und mit ihr den Verein. In dem er den ursprünglichen Zweck der Protokol­le aus dem Auge zu verlieren scheint, erfüllte er ihn. Virtuell schuf er auf dem Protokollpapier, was dem Verein institutionell versagt blieb: eine or­ganische Existenz. […] In dem durch Beschluß vom 6 tn d. M. auf heute angesetzten Delibe­rationstunnel fand eine Art Ausstellung statt. Die seltensten Personen waren hier zu sehen. Männer, wie Tacitus, Heÿne, Paracelsus, Cujazius, deren Wiedererscheinungsperiode unendlich schwerer, als bei Kome­ten, zu berechnen war, erscheinen ihrem Jahrhundert, selbst für unbe­waffnete Augen sichtbar. Nur Stern Plinius täuscht die astronomischen Voraussetzungen und ließ seinen Platz finster. Cook war rückläufig ge­worden, u. schon untergegangen. Hogarth schien bei Mondbeleuch­tung die Genrebilder in der Säulenhalle des Museums zu studiren, und mochte sich unter den dortigen Honoratioren des Himmels, die fast durchgängig den Stern haben, versäumt haben.[…] 34 Der protokollierende Sekretär Merckel veredelte den Kreis, in dem er ihn in Erzählung verwandelte. Als Rhapsode des Tunnel fand er sich und erfand