Heft 
(2019) 107
Seite
104
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104 Fontane Blätter 107 Labor Fontane als Leser. Zur Visualisierung von Lektürespuren in Fontanes Handbibliothek Anna Busch Theodor Fontane hat im Laufe seines Lebens folgt man einer durchaus realistischen Schätzung Wolfgang Raschs 4000-5000 Bücher besessen, er­worben, als Geschenk erhalten, zur Rezension übersandt bekommen, gelie­hen und/oder gelesen. 1 Darunter ist Altes und Neues, manches wurde nur flüchtig gelesen, vieles auch sehr genau, einmal oder mehrmals und zu ver­schiedenen Zeiten. Seine Eindrücke, Zustimmung und Widerspruch hielt Fontane oft in Randglossen schriftlich fest, hier ergänzte, korrigierte und übersetzte er. Seine Bibliothek bildet daher so etwas wie ein Archiv seiner Be- und Erkenntnisse, seiner Auseinandersetzung mit seinen eigenen Wer­ken und mit in erster Linie zeitgenössischen Autoren. Nur ein kleiner Teil dieser Bibliothek hat sich erhalten und wird als Sammlung unter dem Namen ›Fontanes Handbibliothek‹ im Theodor-­Fontane-Archiv geführt. Die Bedeutung dieses 155 Bände umfassenden Teilbestands aus Fontanes eigener Autorenbibliothek ergibt sich zualler­erst aus dessen Provenienz: Fontane hat die Bücher selbst in Händen gehal­ten und mit ihnen gearbeitet. Zudem gewährt er Einblicke in die Werkstatt und ist Arbeitsinstrument gleichermaßen, unersetzbar wegen der zahlrei­chen von Fontane verfassten Marginalien und wertvoll durch die vielen Widmungsexemplare von Freunden und Kollegen. Tatsächlich weisen die erhaltenen Bände unterschiedlichste Lektüre­und Benutzungsspuren auf. So finden sich beispielsweise Marginalien ver­schiedenen Typs: Kommentare, Bewertungen, Textkorrekturen, Varianten, Übersetzungen, Widmungen und Schenkungsvermerke. Hinzu kommen An-, Unter- und Durchstreichungen, Markierungen, Verweise, Stempel, Abdrücke, Eselsohren, Fingerabdrücke, Einlagen und Eingeklebtes. Ein Großteil der in den Bänden zu entdeckenden Schriftspuren lässt sich auf Theodor Fontane zurückführen. Daneben finden sich ebenfalls hand­schriftliche Einträge von der Familie(Emilie Fontane, Friedrich Fontane, George Fontane, Otto Fontane, Martha Fontane), sowie von Freunden, Ver­legern und Kollegen(Otto Pniower, Bernhard von Lepel, Friedrich Wilhelm