Heft 
(2019) 107
Seite
123
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Fontane als Leser  Busch 123 man der Visualisierung nach Filterung nach Provenienzangaben entneh­men kann. Tatsächlich ist der Band 1962 antiquarisch für 40 Mark durch das Theodor-Fontane-Archiv erworben worden. Die Möglichkeit, in der Visualisierung alle Provenienzmerkmale direkt ansteuern und in ihrer Gesamtheit anzeigen zu können, erlaubt dem Nutzer, Provenienzketten zu erstellen und Zuordnungen vorzunehmen, die die Sammlung in ihrem Entstehen abbildet. Die Rekonstruktion von Proveni­enzketten, die neben Institutionengeschichte im Fall des Theodor-Fontane­Archivs auch politische Geschichte, bzw. deutsch-deutsche Geschichte le­bendig machen, trägt dazu bei, die kaleidoskopartige Geschichte eines Archivbestandes nachzuzeichnen und Sammlungs- und Erwerbungsvor­gänge abzubilden. Befindet man sich in der Visualisierung auf der obersten Ebene, der Autorenebene, und filtert allein nach Provenienzangaben(in grau), fällt ins Auge, dass sich diese in aller Regel auf den ersten Seiten der Bücher finden lassen und in der Visualisierung eine sehr gleichmäßige Ver­teilung aufweisen. Weicht die Ansicht von diesem Muster ab und weist Pro­venienzangaben etwa in der Buchmitte oder am Ende des Buches auf, dann kann geschlussfolgert werden, dass die Bücher einen»Umweg« in den Theodor-Fontane-Archiv-Bestand genommen haben und nicht aus den ers­ten Erwerbungsvorgängen stammen oder sich zwischenzeitlich in anderen Sammlungszusammenhängen befunden haben. Ein Teil der Bände der Handbibliothek ist nach dem Krieg versehentlich im allgemeinen Bestand der Potsdamer Landes- und Hochschulbibliothek verblieben und erst nach­träglich wieder ans Theodor-Fontane-Archiv zurückgelangt. Ein interessanter Vergleich ergibt sich auch aus der Gegenüberstellung der Lektüre- und Benutzungsspuren der sämtlichen Werke Goethes und der sämtlichen Werke Schillers, die sich(jeweils nicht ganz vollständig) im Bestand der Handbibliothek Fontanes befinden. In der übergeordneten Au­torenansicht lässt sich erkennen, dass sowohl Goethes als auch Schillers Werke Lektüre- und Benutzungsspuren aufweisen. Vergegenwärtigt man sich die absoluten Zahlen der Spuren, wie sie aus der Visualisierung auf der Buchebene ablesbar werden, wird deutlich, dass sich sowohl die Margina­lien(Goethe: 79, Schiller: 87) als auch die Markierungen(Goethe: 205, Schil­ler: 225) ungefähr die Waage halten. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die Spuren nach den Verfassern differenziert. Auf der untersten, der Seite­nebene lässt sich der jeweilige Verfasser der Marginalien beim Mouseover über die Punkte, die den jeweiligen Transkriptionen voranstehen, identifi­zieren. Hier wird deutlich, dass Schillers Werke in erster Linie von den Kin­dern Fontanes(vor allem George Fontane) wohl für die Schullektüre heran­gezogen und mit Marginalien und Markierungen versehen wurden. Sie sind es, die Begriffserklärungen und Interpretationen an den Rand schrei­ben und Anstreichungen vornehmen. In Goethes Werken stammen die Marginalien dagegen in erster Linie von Fontane selbst.