Heft 
(2019) 107
Seite
191
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Tagungsbericht  Genzel 191 ­vorgenommene Erschließungsarbeit bilde. Ziel der auf Korpus- und Exemplar­ebene erfolgten Erschließung sei in erster Linie die Entwicklung eines interakti­ven Visualisierungsprototyps zur Darstellung von Autorenbibliotheken. Mit Hilfe der Visualisierung gelte es, die Sammlung in ihrer Vielfältigkeit der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig Forschungsfragen anzuregen. Fontane solle als Büchersammler sowie als Leser entdeckt und seine Autorenbibliothek als Schriftstellerwerkstatt erkennbar werden. Im Zusammenhang damit ständen ins­besondere folgende Fragen im Fokus: Welche Autoren hat Fontane gelesen? Wie hat Fontane gelesen und wie hat er mit Büchern gearbeitet? Um eventuelle Muster der Annotation in Fontanes Bibliothek sichtbar werden zu lassen bzw. bestimmte Tendenzen abzubilden, sei neben der Präsentation von Übersichten und Einzelan­sichten vor allem die Darstellung der Übergänge zwischen beiden Ansichten ein zentrales Anliegen des Projektes. Im Anschluss an die Präsentation der beiden digitalen Entwicklungsprojekte wurde in einer Diskussion das epistemische Potential der digitalen Erschließung und Präsentation von Autorenbibliotheken bzw. von Lese- und Gebrauchsspuren in diesen Sammlungen thematisiert und die damit einhergehenden Herausforde­rungen sowie möglichen Lösungen diskutiert. Die Zusammenarbeit von Archiv, Bibliothek und Wissenschaft spielte hier eine zentrale Rolle. Im Hinblick auf die Anforderungen der Benutzerinnen und Benutzer und die Möglichkeit einer explo­rativen Erkundung wurde insbesondere die positive Erfahrung mit der parallelen Arbeit an Konzeption, Erschließung und Software-Entwicklung hervorgehoben. Auf diese Weise könnten z.B. Probleme bei der Erschließung von exemplarspezi­fischen Phänomenen sichtbar gemacht und dementsprechend der Datenerfas­sungsprozess angepasst werden. Zum einen würden die digitalen Interfaces wichtige Erkenntnisinstrumente darstellen, um spezifische Tendenzen abzubil­den, die bei klassischer Lektüre meist nicht erkannt werden. Zum anderen müsse berücksichtigt werden, dass im Zuge der Digitalisierung die Nähe zum Objekt mitunter verloren gehe und weitere Möglichkeiten der Darstellung dem Benutzer vorenthalten blieben. Das sei sowohl auf die stets notwendig selektive Präsenta­tion der Sammlung als auch auf die individuelle Erschließung von exemplarspezi­fischen Phänomenen zurückzuführen. Es gelte in diesem Sinne die digitale Präsentation und Erschließung von Auto­renbibliotheken weiter zu optimieren und dabei den Austausch von verschiede­nen Disziplinen sowie Forschungsgruppen anzuregen bzw. zu vertiefen. Ziel sei es vor allem, konkrete Begrifflichkeiten für exemplarspezifische Phänomene zu fin­den und auf der Grundlage einzelner Projekte eine übergeordnete Typologie zu entwerfen. http://www.lit.ethz.ch/news-und-veranstaltungen/events/randkulturen.html