Heft 
(2019) 108
Seite
151
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Kapitän Backhusen und die»Sphinx« Panecke 151 Es sei noch einmal festgestellt, dass man sich bei dem Thema um die Person Backhusen bislang nur auf Indizien stützen kann. Diese weisen bezüglich Eduard Hindenberg die größte Dichte und Plausibilität auf. Deshalb lautet das Ergebnis dieser Untersuchung: Fontane ist mit Hindenberg gesegelt, hinter Kapitän Backhusen verbirgt sich Hindenberg. Warum griff der Dichter zu einem Tarnnamen für den Skipper? Viel­leicht deshalb, weil Hindenberg eine sehr prominente Persönlichkeit war und Fontane ihn nicht als fabulierenden Bootsführer schildern wollte. Viel­leicht war es so, dass Hindenberg den Dichter persönlich um Diskretion ge­beten hatte. Warum Backhusen als Tarnname? Eventuell war es ein humor­volles Dankeschön an den Freund Karl Eggers, alias Barkhusen, weil der ihm die Bekanntschaft mit Hindenberg vermittelt hatte? Dass dabei aus »Barkhusen«»Backhusen« wurde, könnte ein witziges Wortspiel sein. Mit der Silbe»Back« kam etwas Seefahrerisches in den Namen. Denn Backbord bedeutet beim Schiff, vom Heck zum Bug gesehen, die linke Seite, während die rechte Steuerbord heißt.»Backhusen«, derjenige, der an Backbord haust. Man spürt förmlich den Schalk, der Fontane im Nacken saß. Die ungewöhnlich lange Zeit von zwei Jahren, die das Manuskript bei Julius Rodenberg, dem Herausgeber und Chefredakteur der Deutschen Rundschau,»auf Eis« lag, drängt zu allerlei Fragen. Wie war das Verhältnis zwischen Autor und Verleger?»Reibereien und zeitweilige Animositäten zwischen Herausgebern und Autoren sind nicht selten, die gab es auch zwi­schen Fontane und Rodenberg«, sagt der exzellente Fontanekenner Dr. Gotthard Erler, der einen tiefen Einblick in das Verhältnis Fontanes zu jenem Herausgeber hat.»Aber das erklärt nicht, warum Rodenberg diese schöne Geschichte so lange ungedruckt liegen ließ. So lange lag meines Wissens kein fertiges Manuskript Fontanes bei einem Verleger in Warte­stellung.« 13 Soweit bekannt, hat die»Sphinx«-Thematik in der Fontaneforschung bis­her keine besondere Rolle gespielt. Vielleicht lösen die dargestellten Überle­gungen eine weitere Spurensuche aus. Eventuell finden die vorliegenden Recherchen, Ahnungen und Schlussfolgerungen durch auftauchende Doku­mente Bestätigung? Selbst wenn weitere Recherchen zu einem anderen Ergebnis führten als denen in dieser Studie, wäre das freilich in Ordnung. Das Gefühl haben zu dürfen, weitere Untersuchungen mit angestoßen zu haben, ist eine schöne Sache. So funktioniert Forschung. Der immer von Neugier und Rechercheehrgeiz angetriebene Theodor Fontane hätte sicher seine helle Freude an den Nachforschungen und Deutungen um die Person Backhusen und das Boot»Sphinx«.