Fontanes Exzerpte aus Schopenhauer Delf von Wolzogen 15 Kult einen Beleg für die fortgeschrittene Phase der»ideologischen Entwicklung« Fontanes im Hinblick auf Schopenhauer und nennt als Terminus ante quem das Erscheinen des Plaue-Kapitels(1887, Anm. 14; AzL 283 ff.), wobei er eine zeitliche Nähe zur Entstehungszeit von Cécile vermutet(AzL, 287). Obwohl Reuter ein breites und anhaltendes Interesse an Schopenhauer bei Fontane konstatiert, unterstellt er»Fontanes ›total empirischer Natur‹« ein »völliges Unverständnis«, ja eine»Abneigung gegen jede Spielart metaphysischer Spekulation« und beruft sich dabei als pars pro toto auf das Lemma »Ich verstehe es leider nicht« aus den Gwinner-Exzerpten(hier, 29). Derart philosophisch depotenziert, können Fontanes spöttische Notate ideologisch gefahrlos rezipiert werden. Reuter:»Fontanes hier zum ersten Male vollständig publizierte Schopenhauer-Aufzeichnungen belegen eine in ihrer Art beispielhafte Entwicklung. Sie gipfelt in einem Akt entschiedener Distanzierung von einer Weltanschauung, die zu einem Hauptbestandteil der bürgerlichen deutschen Ideologie geworden war.« 32 Manuskript und Abschrift Als Textgrundlage für unsere Edition wurde das in der Fontane-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz befindliche Manuskript mit der Signatur SBB St 58(ehemals Leihgabe des Theodor-Fontane-Archivs) herangezogen und mit der im Theodor-Fontane-Archiv aufbewahrten Typoskript-Abschrift mit der Signatur TFA Pa 7,2[1] j verglichen. Der Text wird buchstaben-, zeichengetreu und linear wiedergegeben. Die Referenz zur Textgrundlage und zur Typoskript-Abschrift wird seitenweise in der Marginalspalte genannt. Wir verzichten im Rahmen dieser Edition auf einen textkritischen Apparat. Die Handschrift der Exzerpte wurde im Katalog von Meyer& Ernst 1933 als Los 501 mit folgender Beschreibung angeboten: »Schopenhauer. Eig. Betrachtungen über: ›Schopenhauer Parerga und Paralipomena‹. Gwinner über Schopenhauer. Gutsbesitzer Wiesike auf Plauerhof. Ca. 50 Seiten. Folio«. Es wurde, den Marginalien von Charlotte Jolles im Katalog der Auktion von Meyer& Ernst von 1933 zufolge, von der damaligen Staatsbibliothek erworben und gehört seither zu ihrem Bestand. 33 Das Konvolut der Handschrift besteht aus 25 Bogen und 2 Blatt. Ihm liegt ein mit Tinte beschrifteter Umschlagbogen(23 x 35 cm) bei, der offensichtlich vom Auktionshaus Meyer& Ernst stammt. Er ist wie folgt beschriftet: »Fontane/48 Blatt«(links oben),»Schopenhauer«, darunter mit Bleistift: »(Nr. 501)«(beide mittig) und den Inventarisierungsvermerk des TFA»Hb 1973:58«. Die Exzerpte wurden auf dem üblicherweise verwendeten minderwertigen, leicht vergilbten Konzept-Papier(33 x 20,5 cm Folio) geschrieben sowie auf zwei Blatt von unterschiedlicher Größe(fol. 6, 6a, 7 und 51), wobei das Papier der Bogen 4(fol. 8, 9), 16–23(fol. 32–46) und der Blätter(fol. 6, 6a,
Heft
(2017) 103
Seite
15
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