Heft 
(2017) 103
Seite
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Noch ein Nordlicht in München  Beck 85 Noch ein Nordlicht in München. Paul Heyse, die Kulturpolitik des bayerischen Königs und der zweite Erstdruck des Archibald Douglas in der Neuen Münchener Zeitung Andreas Beck 1. ›Bisher ungedruckt‹? Der Münchner Archibald Douglas in der Textüber­lieferung der Ballade Vor gut dreißig Jahren hat Hubert Göbels auf den Erstdruck von Fontanes Archibald Douglas in der Hamburger Deutschen Jugendzeitung aufmerk­sam gemacht. 1 Die Prioritätsjura der von ihm entdeckten Veröffentlichung vom Januar 1856 zu bestreiten, liegt mir fern; ich habe hier ›nur‹ das Ver­gnügen, den, soweit ich sehe, bislang unbekannten 2 Zweitdruck jener Balla­de vorzustellen: Er erschien erst am 15. März desselben Jahrs im Abend­blatt zur Neuen Münchener Zeitung 3 gibt aber dennoch vor,»eine bisher ungedruckte Ballade« zu präsentieren, und geriert sich ganz entschieden als offizielle, autorisierte Erstpublikation. Dies geschieht nun mit augen­scheinlich gutem Gewissen, ja mehr noch, wohl mit einem gewissen Recht. Während nämlich die Deutsche Jugendzeitung mit»Bornemann« 4 nicht den Klarnamen des Autors, sondern ein mäßig transparentes Pseudonym ­bietet, dessen sich Fontane vorher noch nicht bedient hatte und das er später nicht wieder verwenden sollte; 5 während die Deutsche Jugendzeitung mit»Ber­lin« nicht den momentanen Aufenthaltsort des Verfassers nennt; während also der tatsächliche Erstdruck hinsichtlich des Autors merkwürdig aus­weichend bzw. nur mäßig zielführend operiert, gibt sich die Neue Münche­ner Zeitung mit präzisen biobibliographischen Informationen wohlunter­richtet und stellt die Nähe der Herausgeberinstanz zum Dichter aus. Der »vielbegabte[] Th. Fontane«, heißt es, der»anerkanntermaßen in der feinen und volksthümlichen Behandlung der historischen Ballade unter allen le­benden Dichtern in erster Reihe« stehe, sei»bekannt durch seine ›schöne Rosamunde,‹ ›Männer und Helden,‹ ›Gedichte‹ und ein Buch über London [ Ein Sommer in London, Dessau 1854], wo er sich noch aufhält«. Das ist ein klassischer allographer Paratext aus der Feder eines Autor-Alliierten, der dessen Befugnis zur Erstveröffentlichung jener Ballade plausibel erschei­nen läßt. Freilich, dies könnte Blendwerk sein; aber dem widerspricht, daß