Heft 
(2017) 103
Seite
89
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Noch ein Nordlicht in München  Beck 89 Balladen, insbesondere als Dichter des Archibald Douglas, nach München gelotst werden und dort ›einen guten Posten‹ erhalten sollte. Nachdem Heyse den Archibald Douglas Weihnachten 1854 erhalten, die Ballade ›mit tiefer Bewegung gelesen‹ und sie kurz darauf an Fontanes Geburtstag ›vor­gelesen‹ hatte,»bat er seinen bei ihm in München zu Besuch weilenden Schwiegervater Franz Kugler, den Berliner Freund zur Abfassung einiger Balladen über bayerische Stoffe zu ermutigen«. 36 Umgehend scheint die Lek­türe des Archibald Douglas Heyse dazu angeregt zu haben, für Fontane als Dichter historischer Balladen bei König Max zu werben; 37 der nämlich»wür­de«, wie Heyse in einem späteren Brief an Fontane bemerkt, nachdem er »dann und wann eine Ballade von Dir zu hören bekommen,[] auch wohl auf Dich zurückzubringen sein, besonders wenn man ihm die Aus­sicht eröffnete, daß Du seinen Lieblingswunsch, eine stattliche Reihe bayri­scher Balladen entstehen zu sehn, sicherlich besser als irgendein lebender oder längst begrabner Poet erfüllen könntest.« 38 Archibald Douglas als Garant für die herausragende Qualität des histo­rischen Balladiers Fontane, Stoffe aus der bayerischen Geschichte als des­sen prospektives Betätigungsfeld: Diese beiden Köder begegnen wiederholt bei Heyses Vorhaben, Fontane als ›Berufenen‹ nach München zu holen. So konstatiert Heyse 1859 bei dem Versuch, Fontane als König Max Privatbi­bliothekar zu installieren, 39 daß es»an Heldentaten unserer Bayern nicht fehlen« könne, so daß»das Bedürfnis nach solchen, denen Gesang gegeben ist, in dem bayrischen von der Tannenwald(etwas künstliche Anspielung, muß ich gestehn), seinerzeit wieder auftauchen« werde. 40 Jener Versuch scheiterte, aber Heyse nahm erneut Anlauf und wieder, wie Weihnachten 1854, bildete der Archibald Douglas den Ausgangspunkt, um Fontane eine königlich bayerische Zukunft zu eröffnen. Im Rahmen der Anbahnung der Balladen(die Sammlung erschien, von Heyse initiiert und dem Berliner Ver­leger Hertz vermittelt, dann im Spätherbst 1860 41 ), rät Heyse seinem Freund Ende 1859»[n]ochmals: stelle Dich auf Deinen Poeten, und zwar auf den Dichter eines gewissen Archibald Douglas, so wird Dir alles andere von selber zufallen.[] Mit diesem neuen Buch in der Hand ist denn auch König M. ganz anders an Dich zu erinnern«. 42 Und wenn nun am Abend des 15. März 1856 in der Neuen Münchener Zeitung der angebliche Erstdruck des Archibald Douglas erscheint, verse­hen mit dem Hinweis darauf, daß» Th. Fontane[] anerkanntermaßen in der feinen und volksthümlichen Behandlung der historischen Ballade unter allen lebenden Dichtern in erster Reihe« stehe dann paßt das so akkurat in das Raster von Heyses Bemühungen um eine Anstellung Fontanes in Mün­chen, 43 daß es naheliegt, hier eine publizistische Werbeaktion Heyses zu­gunsten seines Freunds zu vermuten. Dies um so mehr, als Heyse über die Gestaltung des Feuilletons der Neu­en Münchener Zeitung mitentschied. Dessen Redaktion war zwar Julius