Heft 
(2017) 103
Seite
128
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128 Fontane Blätter 103 Rezensionen und Annotationen klingender Familienname muß genommen werden. Vielleicht Schreck von Schreckenstein.«) Die reichen Erfahrungen Christine Hehles bei der Herausgabe mehrerer Bände in der GBA und ihre redaktionelle Betreuung der gesamten erzählerischen Abteilung, ihre notorische Akribie im Umgang mit den Texten und Handschriften kommen natürlich auch den Fragmente-Bänden bestens zugute. Das eigentlich Aufregende ist jedoch der Stellenkommentar, der die großen Konvolute wie Die Likedeeler, Allerlei Glück, Wolsey und Sidonie von Borcke wie die kleinen Skizzen(wie etwa Auf dem Flachdach) und die bloßen, kaum näher zu bestimmenden Textfetzen mit gleicher Auf­merksamkeit und Umsicht auf die vorkommenden Fakten und Figuren »abklopft« und erschließt, wobei sich der souveräne Überblick der Kommen­tatorinnen über einschlägige Briefstellen und andere Äußerungen des Autors auszahlt. Die Erläuterungen bleiben stets sachbezogen, beziehen modernste elektronische Informationsquellen ein, und die Querverweise sind hilfreich. Die Edition wartet für wissenschaftliche Spezialinteressen mit einem weiteren Angebot auf. Der Textband hält in einer Marginalspalte eine Konkordanz bereit, aus der die Signatur und die Seitenzählung jedes Blattes der Handschrift sowie die Seitenzahlen aller bisherigen Drucke bequem abzulesen sind. Das erleichtert die Zusammenführung von Forschungsergebnissen in älteren Arbeiten ungemein. Bewundernswert finde ich auch, mit welchen aufwendigen Recherchen die Editorinnen die Überlieferungsgeschichte jedes Fragments erschlossen haben: beginnend mit zwei legendären Dokumenten der Fontane­Forschung, mit dem Versteigerungs-Katalog von Meyer& Ernst und den Randnotizen im Exemplar von Charlotte Jolles, die im Oktober 1933 an der Auktion in Berlin teilgenommen hatte. Als»Erfinder« und erster Herausgeber der Großen Brandenburger Ausgabe im Berliner Aufbau-Verlag betone ich mit Vergnügen solche Meriten der Fragmente-Ausgabe, gestehe aber auch, daß ich diese Werk­­­gruppe, die von Anfang an für die GBA vorgesehen war, gern als Teil dieser Ausgabe gesehen hätte, weil diese Texte die tatsächliche und die potentielle Ausdehnung des Fontaneschen Erzähl-Universums mar­ki­ren und in zahlreichen Passagen spannend zu lesen sind und den Laien zu einem weniger bekannten Fontane hinführen. Veränderungen von Verlagsstrategien und Finanzierungsprobleme mögen dazu geführt haben, daß Aufbau diese Abteilung»sakrifizierte« und daß de Gruyter wahrhaftig nicht unerfahren im Umgang mit Fontane und Fontane-Litera­tur die Publikation übernommen hat. Während die GBA von der Fontane­Arbeitsstelle der Universität Göttingen fortgeführt wird, erscheint nun der Fragmente-Komplex ohne Einbindung in eine Ausgabe bei de Gruyter ein weiteres Beispiel für die anhaltende, bedauerliche Zersplitterung der