Heft 
(2017) 103
Seite
135
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Helmuth Nürnberger:»Auf der Treppe von Sanssouci« Ester 135 jeweils als literarische Referenzen auf Irrungen, Wirrungen. Die zweifache Spezialistin Fontane-Forscherin und Expertin für DDR-Literatur- und -Kulturgeschichte bietet aufschlussreiche Einblicke in den DDR-kritischen ›Dialog der Autoren‹ und würdigt, glänzend formuliert, eine besonders produktive Form literarischer Rezeption. Wolf von Wolzogen berichtet von seiner 2013 unternommenen Frank­reichreise auf den Spuren Fontanes zu den Gedächtnisorten des Deutsch­Französischen Krieges 1870/71: Es sind 2013 jedoch dreifach gezeichnete, in drei Kriegen zerstörte Orte, Landschaften und deutsch-französische, europäische, transatlantische Katastrophenerinnerungen, die W. von Wolzogen in seinen persönlichen Notaten geschichtsphilosophisch reflek­tiert, mit Fotografien untermauert und mit pazifistisch-aufklä­rerischem Impetus dem kollektiven Gedächtnis einschreibt. Eine bedenkliche Form der Fontane-Rezeption rückt Richard Faber abschließend in seiner kritischen Miszelle in den Blick: ein Fontane-Zitat auf dem Wahlplakat des brandenburgischen AfD-Vorsitzenden Gauland. Die beigefügte Fotografie des Plakats lässt keinen Zweifel aufkommen: Es handelt sich um einen(nicht vollständig zitierten) Satz aus dem Vorwort zum ersten Band der Wanderungen. R. Faber stellt das Zitat in den Werk-Kontext und erläutert die Problematik der politischen Instru­men­ta­­lisierung Fontanes. Im Horizont der Lektüre des ›Reiseberichts‹ von W. von Wolzogen wird die Unhaltbarkeit, um nicht zu sagen die abgründige Absurdität der Vereinnahmung Fontanes durch eine anti-europäische Partie wie die AfD umso deutlicher: Denn es ist die Europäische Union, die als einzige friedensstiftende Alternative der tödlichen Abfolge deutsch­französischer Kriege seit 1870/71 Einhalt geboten hat. Insgesamt bietet dieser sorgfältig präsentierte Band Aufschluss über neue Akzente der Fontane-Forschung, eine Vielfalt kulturwissenschaftlich ausgerichtete Interpretationsperspektiven und faszinierende Lesarten. Brunhilde Wehinger Mit feinem Humor und großem Ernst: Helmuth Nürnbergers Fontane-Studien Helmuth Nürnberger:»Auf der Treppe von Sanssouci.« Studien zu Fontane. Hrsg. von Michael Ewert und Christine Hehle. Würzburg: Königshausen& Neumann 2016. 321 S.(Fontaneana; 15) 48,00 Im Jahre 2000 erschien zu Helmuth Nürnbergers siebzigstem Geburtstag eine Sammlung seiner Beiträge zur deutschen Literaturgeschichte mit dem rätselhaften Titel Das Schloß der Kinderfrau. In der Einleitung ist die Rede von Fontane als Nürnbergers»Leitstern«, der aber in Wahrheit einige an­dere Sterne neben sich dulden mußte. Das Wort»einige« ist eine klare